Von Klang profitieren alle

Kirchen begrüßen Glockenguss-Tradition als Kulturerbe

Veröffentlicht am 29.03.2025 um 11:22 Uhr – Lesedauer: 4 MINUTEN

Bonn/Hannover ‐ Im 12. Jahrhundert entwickelte Handwerkskunst: Der Glockenguss soll Immaterielles Kulturerbe werden. Die Kirchen sehen das als eine Anerkennung ihrer kulturellen Bedeutung. Denn vom Glockenklang profitierten alle.

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Die beiden großen Kirchen in Deutschland begrüßen die Aufnahme der Glockenguß-Tradition in das Unesco-Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes. "Diese Entscheidung darf ganz wesentlich auch als Würdigung der Kirchen aufgefasst werden", erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, am Samstag in Bonn. "Denn 85 Prozent der Glocken in Deutschland sind Kirchenglocken, wurden im Auftrag der Kirche hergestellt und von ihren Gläubigen finanziert." Von ihrem edlen Klang profitierten alle – weit über die Kirche hinaus. "Das ist eine Verbindung von Kultur und Kultus in Idealform", so der Limburger Bischof.

Auch die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kirsten Fehrs, zeigte sich erfreut und dankte den Glockengießerinnen und Glockengießern. "Der Klang der Kirchenglocken ist uns so vertraut wie das Geräusch des eigenen Atems. Und dass diese wunderbaren 'Musikinstrumente' seit tausend Jahren kunsthandwerklich auf dieselbe traditionelle Art noch immer im Lehmformverfahren aus Bronze hergestellt werden, das ist wirklich eine einzigartige kulturelle Leistung."

90.000 Kirchenglocken

Nach Angaben der Kirchen gibt es in Deutschland mehr als 90.000 Kirchenglocken, die im Turm hängen und regelmäßig geläutet werden. 85 Prozent von ihnen seien mit dem im 12. Jahrhundert entwickelten Lehmformverfahren hergestellt worden, wie es von Friedrich Schiller in seinem Gedicht "Das Lied von der Glocke" beschrieben wird. Die Lullusglocke der Reichsabtei Hersfeld sei die älteste intakte Gussglocke Deutschlands. In den beiden Weltkriegen seien mehr als 80.000 Kirchenglocken durch Einschmelzen und Bombeneinwirkung vernichtet worden.

Am Mittwoch hatten sich Bund und Länder darauf verständigt, insgesamt 18 Traditionen und Handwerkstechniken in das Verzeichnis der Unesco aufzunehmen. Die Weltbildungsorganisation unterstützt seit mehr als 20 Jahren die Weitergabe, die Dokumentation und den Erhalt lebendiger Traditionen aus den Bereichen Tanz, Theater, Musik, Naturwissen, von Handwerkstechniken und mündlichen Überlieferungen. Deutschland gehört dem Übereinkommen zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes seit 2013 an. (KNA)