"Mutmachendes, wegweisendes und sehr sensibles Projekt"

Missbrauchs-Mahnmal für Paderborner Dom: Siegerentwurf vorgestellt

Veröffentlicht am 03.04.2025 um 18:59 Uhr – Lesedauer: 5 MINUTEN

Paderborn ‐ Wie kann die Kirche der Opfer von Missbrauch gedenken und Bewusstsein dafür schärfen? Das Erzbistum Paderborn hat dazu acht Entwürfe aus einem Künstlerwettbewerb vorgestellt. Einer davon soll Platz im Dom finden.

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Im Paderborner Dom soll künftig ein Mahnmal an Missbrauch in der katholischen Kirche erinnern. Am Donnerstag stellten Vertreter des Erzbistums Paderborn den Siegerentwurf eines Kunstwettbewerbs vor: eine Arbeit des Münchner Künstlers Christoph Brech. Das Mahnmal solle in einer Seitenkapelle des Doms umgesetzt werden und sei das erste dieser Art in Deutschland, sagte Generalvikar Michael Bredeck. Brechs Idee sei von der Jury aus Kirchenvertretern, externen Experten sowie Missbrauchsbetroffene aus acht Entwürfen einstimmig ausgewählt worden.

Das Kunstwerk mit dem Arbeitstitel "Memory" sieht einen zwei mal zwei Meter großen Tisch vor, dessen Platte aus 25 quadratischen Vitrinenfeldern besteht. Diese können wie bei einem Memory-Spiel umgedreht werden. Auf der Unterseite sollen Zeugnisse Betroffener in Text- oder Bildform zu sehen sein wie auch Aussagen anderer Menschen. Texte und Darstellungen auf den Vitrinenkacheln sollen aktualisiert werden können.

Ein Hahn erinnert an den Verrat

An der Rückwand der Kapelle können auf einem Altar Kerzen entzündet werden. Darüber möchte Brech den "Hahnen-Hymnus" des frühchristlichen Bischofs Ambrosius aus dem 4. Jahrhundert abbilden. Darin geht es um den Hahn, der laut Bibel Petrus daran erinnerte, wie er Jesus verraten und verleugnet hatte. Der krähende Hahn, der zugleich einen neuen Tag und Aufbruch ankündige, solle auch in drei Fenstern zu sehen sein, so Brech.

Es handle sich um "ein mutmachendes, wegweisendes und sehr sensibles Projekt", erklärte Bredeck. Das Erzbistum wolle damit deutlich machen, dass die Kirche das Versagen von Klerikern und Laien hinsichtlich sexuellen oder geistlichen Missbrauch anerkenne, bereue und weitere Fälle verhindern wolle.

Bild: ©Fotolia.com/Tobias Arhelger (Archivbild)

Das Mahnmal solle in einer Seitenkapelle des Paderborner Doms umgesetzt werden.

Der Vorsitzende der Betroffenenvertretung im Erzbistum, Reinhold Harnisch, betonte, vor allem die interaktiven Möglichkeiten des Entwurfs hätten überzeugt. "Wir wollen das Thema nicht im Dunkeln lassen, da es auch ein gesamtgesellschaftliches Problem ist." Die Gespräche mit dem Erzbistum seien in einem sehr kooperativen Klima erfolgt. Das Paderborner Modell könne durchaus eine Mahnung auch für andere Bistümer sein. Beim jährlichen Treffen von Betroffenen am vergangenen Wochenende hätten sich alle Anwesenden von dem Entwurf überzeugt gezeigt.

Für die konkrete Umsetzung des Projekts sind laut Dompropst Joachim Göbel noch genauere Abstimmungen unter anderem mit der Denkmalbehörde notwendig. Konzept und Ort stünden aber fest. Das Mahnmal soll in der sogenannten Brigidenkapelle stehen, die durch den Dom sowie durch zwei weitere Eingänge erreichbar ist.

Die anderen Vorschläge reichen von figürlichen über abstrakte Installationen bis hin zu Gestaltungen, die den gesamten Raum füllen. Alle acht Entwürfe sind ab Freitag bis zum 18. Mai im Foyer des Erzbischöflichen Diözesanmuseums zu sehen. Sie werden auch auf www.erzbistum-paderborn.de unter dem Punkt "Beratung & Hilfe" gezeigt. (KNA)