"Habe fast vierzig Jahre lang an der Seite eines Heiligen und Hirten gelebt"

Dziwisz: Heiligkeit von Johannes Paul II. war mir zu Lebzeiten bewusst

Veröffentlicht am 04.04.2025 um 10:58 Uhr – Lesedauer: 5 MINUTEN

Würzburg ‐ Fast 40 Jahre lang war Stanisław Dziwisz an der Seite von Papst Johannes Paul II. Über das Leben mit dem Heiligen hat er in einem Interview gesprochen – und auch die Freundschaft zwischen Johannes Paul II. und dem späteren Benedikt XVI. erwähnt.

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Der ehemalige Sekretär von Papst Johannes Paul II., Kardinal Stanisław Dziwisz, hat nach eigenen Worten schon zu Lebzeiten des Kirchenoberhaupts dessen Heiligkeit erkannt. "Ich war mir dessen bewusst, dass ich mit einem außergewöhnlichen – ja, heiligen – Menschen zusammenarbeitete", sagte Dziwisz in einem Interview mit der "Tagespost" (Freitag). "Ja, ich habe fast vierzig Jahre lang an der Seite eines Heiligen und Hirten gelebt und gearbeitet, weshalb ich Zeugnis von ihm ablege."

Von Johannes Paul II. seien sein Glaube, seine Frömmigkeit und sein Gebet ausgegangen, betonte der Kardinal. Das ganze Leben von Johannes Paul II. sei ein Gebet gewesen. "Das Gebet ließ ihn kolossale Arbeit verrichten, wobei seine Arbeit ebenfalls vom Gebet durchdrungen war, vom Bewusstsein der Gegenwart Gottes." Als "Geheimnis seiner großen Leistungen für die Kirche und die Welt" bezeichnete Dziwisz eine "Mystik des Dienstes", die das polnische Kirchenoberhaupt durchdrungen habe.

Johannes Paul II. habe Welt für Menschenrechte sensibilisiert

Auch 20 Jahre nach dem Tod des polnischen Papstes blieben dessen Pontifikat und seine Leistungen für die Kirche lebendig, betonte der ehemalige Privatsekretär. "Johannes Paul II. hat die Welt für Menschenrechte und die Würde des Menschen sensibilisiert." Außerdem habe der Papst die Familie und die Jugend in den Mittelpunkt der Pastoral gerückt, sich für den Schutz des Lebens eingesetzt und sich stark für die Ökumene engagiert.

Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine erklärte Dziwisz, Johannes Paul II. wäre sicherlich "über den Krieg in der Ukraine zwischen zwei slawischen, verwandten Nationen betrübt". "Mit Sicherheit würde der Papst das ukrainische Volk geistig und moralisch unterstützen", erklärte der ehemalige Privatsekretär. "Gleichzeitig würde er, wie Papst Franziskus es tut, zur Besinnung aufrufen sowie zur Beendigung dieses grausamen Krieges und zur Schließung eines gerechten Friedens. "

Zur Freundschaft zwischen Johannes Paul II. und dem späteren Papst Benedikt XVI. erklärte Dziwisz, dass die beiden sich schon während des Zweiten Vatikanischen Konzils kennengelernt hätten. Bereits in den ersten Jahren seines Pontifikats habe Johannes Paul II. den damaligen Erzbischof von München und Freising, Kardinal Joseph Ratzinger, zum Präfekten der Glaubenskongregation ernannt. "Johannes Paul II. war überzeugt, dass Kardinal Ratzinger diese verantwortungsvolle Aufgabe, eine der wichtigsten in der Kirche, gut bewältigen würde. Und so war es auch bis zum Schluss, bis zum Tod Johannes Pauls II.", sagte der ehemalige Privatsekretär. Die "Zusammenarbeit und Freundschaft dieser beiden großen Männer der Kirche" habe auch zum Pontifikat von Benedikt XVI. geführt. "Ich selbst hatte auch das Privileg, mit dem Kardinalpräfekten der Kongregation und dem späteren Papst Benedikt befreundet gewesen zu sein", so Dziwisz. (cbr)