"Kirche wird sich da bewegen und wird sich auch bewegen müssen"

Freiwilliger Zölibat – Neuer Weihbischof sieht Reform voraus

Veröffentlicht am 14.04.2025 um 11:24 Uhr – Lesedauer: 4 MINUTEN

Graz ‐ Kirche ohne Zwang, Glaube mit Strahlkraft: Der neue Weihbischof von Graz setzt auf persönliche Entscheidung statt starrer Vorgabe. Was er über Gottesdienste, Ämter und die Rolle der Frauen sagt.

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Der neue Grazer Weihbischof Johannes Freitag zeigt sich überzeugt, dass sich die Kirche in Fragen des Zölibats bewegen und ihre Position verändern wird. Er habe seit seiner Priesterweihe eine klare Position, von der er auch nicht abrücken werde: "Ich bin für eine Freiwilligkeit", so Freitag in einem Interview mit der "Kronenzeitung" am Sonntag. Die ersten tausend Jahre Kirchengeschichte ohne den Zölibat seien keine schlechteren gewesen als die nächsten tausend Jahre. "Kirche wird sich da bewegen und wird sich auch bewegen müssen."

Er persönlich habe sich bewusst für den Zölibat entschieden und empfinde ihn als "Reichtum". Umgekehrt empfände er es aber "auch als Reichtum, wenn man sich freiwillig entscheiden könnte, ob man als Priester in einer Partnerschaft oder Beziehung sein möchte oder nicht", so Freitag.

Gleichberechtigung in der Kirche

Bewegung erhofft er sich auch im Blick auf die Rolle von Frauen in der Kirche. Insgesamt gebe es im Christentum "keine Abwertung der Frauen" – aber gewiss werde die Kirche um eine Neubewertung in der Frage der Ämter nicht herumkommen. "Wir tun das uns Mögliche, dass es zu einer Gleichberechtigung von Frauen und Männern in der Kirche kommt", so Freitag. Der zukünftige Weihbischof war ebenfalls zum Bischofsvikar für Synodalität ernannt worden. Das erfülle ihn mit Stolz und sei eine "tolle Aufgabe", Kirche als Gemeinschaft "und nicht mehr als hierarchische Pyramide" zu verstehen.

Nichts hält Freitag außerdem davon, Menschen zu maßregeln, wenn sie nicht oder nur selten Gottesdienste besuchen. "Den Grad der Zugehörigkeit bestimmt der Einzelne. Ich brauche nicht Richter sein, ich brauche nicht zu urteilen." Vielmehr gelte es, die Schönheit des Glaubens auch in den Gottesdiensten neu auszustrahlen: "Unsere Gottesdienste müssen Quellen sein, die uns strahlen lassen. Es muss Licht werden."

Der 1972 geborene Freitag wurde Ende Januar zum neuen Weihbischof für das Bistum Graz-Seckau in der Steiermark ernannt. Am 1. Mai wird er im Grazer Dom geweiht. (KNA)