Thurn und Taxis sieht Rücktritt von Benedikt XVI. kritisch
Gloria von Thurn und Taxis (65) hält es für zu früh, um historisch über Papst Benedikt XVI. urteilen zu können. "Es muss ja sein Wirken im Kontext des Zeitgeistes gelesen werden", sagte die katholische Adelige und Kennerin der Werke von Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. (1927-2022) der "Mittelbayerischen" (Donnerstag). Um ihn in einem historischen Zusammenhang zu beurteilen, müssten noch gut 50 Jahre vergehen. Seinen Rücktritt vom Papstamt sieht sie jedoch kritisch. "Damit hat Joseph Ratzinger sein eigenes Denkmal als Pontifex zerstört." Dennoch werde er als Priester, als Bischof und eben auch als theologischer Schriftsteller in Erinnerung bleiben.
Zugleich nannte es Thurn und Taxis "völlig falsch", Benedikt XVI. konservativ zu nennen. "Aber das ist ja häufig so, dass die öffentliche Wahrnehmung völlig danebenliegt, weil man sich gar nicht wirklich mit dem, was gesagt und geschrieben wurde, auseinandersetzt." Wer Ratzingers Bücher oder Predigten lese, werde bald erkennen, dass er absolut ein Kind seiner Zeit gewesen sei und eine rigide Festlegung auf Schwarz oder Weiß gemieden habe, um nicht eindeutig zugeordnet werden zu können. "Daher ist ihm bitter unrecht getan worden, indem man ihn als erzkonservativ bezeichnet hat."
Auch 20 Jahre nach seiner Wahl zum Papst hat die Familie Thurn und Taxis immer noch Fotografien von ihm zu Hause aufgestellt, "die an unsere Bekanntschaft und Begegnungen erinnern", erzählte die Adelige. "Ich hab ihn sehr bewundert, weil er ein so vornehmer, zurückhaltender, aber mit viel Humor und Wissen ausgestatteter Herr war." (KNA)