Viele Fälle: Beobachtungsstelle alarmiert von Kirchen-Vandalismus

Vor Ostern hat die Beobachtungsstelle für Intoleranz und Diskriminierung gegenüber Christen in Europa (OIDAC Europe) besonders viele Fälle von Kirchenschändungen in Deutschland verzeichnet. Direktorin Anja Hoffmann kritisierte eine mangelhafte Erfassung antichristlicher Straftaten von staatlicher Seite. Neben einer besseren statistischen Erfassung bräuchten die Kirchengemeinden konkrete Unterstützung, erklärte Hoffmann laut der Presseagentur Kathpress (Donnerstag) in Wien. "Gerade zu Ostern sollte uns bewusst sein, dass wegen Vandalismus geschlossene Kirchen keine Option sind", so Hoffmann.
Anfang des Monats habe der Mainzer Stadtpfarrer Alarm geschlagen, nachdem es in Mainzer Kirchen immer wieder Vandalismus wie Fäkalien im Weihwasser und in der Kapelle sowie zerstörte Beichtstühle gegeben habe, hieß es. Auch in mehreren Kirchen im Kraichgau in Baden-Württemberg habe es "schockierende" Sachbeschädigungen gegeben, so etwa in Kürnbach, wo eine Osterkerze und die Altarbibel mit Fäkalien beschmiert auf der Kanzel und eine Altarkerze in einer Urinlache auf dem Kirchenboden gefunden wurden.
In der Öhringer Stiftskirche (Baden-Württemberg) zerbrachen Vandalen laut Hoffmann den hölzernen Hochaltar. In Eslohe (Nordrhein-Westfalen) wurden in einer Kirche das Altartuch und ein Kreuz beschädigt und in Groß-Gerau (Hessen) eine Bibel auf dem Holzaltar angezündet. In Neuss-Erfttal (Nordrhein-Westfalen) ermittelt die Polizei wegen Brandstiftung auf einem Kirchengelände. In Salzgitter-Bad (Niedersachsen) wurde eine Marienstatue aus der Verankerung gerissen und beschädigt; im Odenwald wüteten Vandalen gleich in mehreren Kirchen.
Kirchenvandalismus: Was Gemeinden gegen die Zerstörungswut tun können
Die Fallzahlen von Vandalismus in Kirchen steigen. Für betroffene Gemeinden sind die Angriffe materiell und emotional oft sehr schmerzhaft. Um gegen die Zerstörungswut vorzugehen, gibt es unterschiedliche Wege. Eine populäre Lösung ist dabei aber wohl nicht immer rechtens.
OIDAC Europe kritisiert insbesondere eine mangelhafte Erfassung antichristlicher Straftaten von staatlicher Seite. "Dass unsere NRO für das Jahr 2023 fast ein Dutzend Fälle von Brandstiftungen erfasst, die Bundesregierung aber keinen einzigen, zeigt ein eklatantes Defizit bei der Erfassung christenfeindlicher Vorfälle", erklärte Hoffmann. Dass solche Vorfälle in der offiziellen Statistik nicht auftauchten, sei ein "Zeichen politischer Blindheit".
In der bundesweiten Statistik "Politisch motivierte Kriminalität" von 2023 seien null Brandanschläge und lediglich 55 Sachbeschädigungen an Kirchen registriert worden. OIDAC Europe dokumentierte im gleichen Zeitraum elf Fälle von Brandstiftungen in Kirchen in Deutschland. In Österreich hingegen seien im selben Jahr 150 christenfeindliche Hassverbrechen gemeldet worden, davon 78 Sachbeschädigungen an Kirchen. Das seien deutlich mehr als in Deutschland, obwohl Österreich neunmal weniger Einwohner habe, so die Beobachtungsstelle. Es gebe also offenbar Mängel in der deutschen Statistik.
Definition von Hasskriminalität
Als ein strukturelles Problem benennt OIDAC Europe die Definition von Hasskriminalität. Eine unklare Methodik führe dazu, dass meist nur politisch motivierte Taten in die Statistik einflössen. Viele antichristliche Übergriffe blieben so unsichtbar, hieß es. Auch bei den jüngst bekannt gewordenen Kirchenschändungen sei unklar, ob sie trotz ihres "besorgniserregenden Ausmaßes" überhaupt als christenfeindliche Taten gewertet werden.
Anders als die bundesweite Statistik verzeichneten die Landeskriminalämter deutlich höhere Fallzahlen von Kirchenschändungen, wie OIDAC recherchierte. "2023 wurden in Deutschland mehr als 2.000 Sachbeschädigungen in oder an Kirchen registriert", sagte Hoffmann. Zwar seien nicht alle Taten eindeutig christenfeindlich; doch der Vergleich zeige: Die bundesweite Statistik bilde nur "einen Bruchteil der Realität ab". (KNA)