"Klimakleber"-Pater Jörg Alt fühlt sich im Gefängnis Jesus verbunden

Der seit dem 1. April inhaftierte Jesuitenpater und Klima-Aktivist Jörg Alt (63) hat sich "Jesus noch nie so nah gefühlt" wie in der Nürnberger Justizvollzugsanstalt. Das berichtete er in einem Gespräch mit den "Nürnberger Nachrichten" (Samstag).Vergnügungssteuerpflichtig ist das wahrlich nicht", sagte der Häftling mit der Nummer 740/25 zu seinem Leben in der Einzelzelle: "Aber das Essen ist gut."
Der seit Jahren als Klima-Aktivist bekannte katholische Ordensmann verbüßt eine 25-tägige Ersatzfreiheitsstrafe. Wegen Beteiligung an einer Straßenblockade war er zu einer Geldstrafe verurteilt worden, die er aber nicht zahlen wollte. Stattdessen ging er lieber ins Gefängnis, auch um damit auf das Thema Klimaschutz aufmerksam zu machen: "Reden Sie nicht über mich, reden Sie über die Klimakatastrophe", hatte er beim Antritt der Ersatzhaft gesagt.
Klimadebatten beim Hofgang
Er solle im Gefängnis auf keinen Fall erzählen, dass er katholischer Priester sei, habe ihm ein Freund vorher gesagt, berichtete Alt: Angesichts der Missbrauchsskandale der Kirche könne er sonst schnell unter Verdacht geraten. Er sei dem Rat aber nicht gefolgt. So wüssten alle Gefangenen, dass er Ordensmann sei. Er freue sich, dass die Frühjahrshitze beim Hofgang zu Diskussionen über Klimaschutz führe und lasse es sich auch gerne gefallen, dass ihn einige "Opa" nennen.
Alt sagte der Zeitung, er habe bis vor fünf Jahren nicht geglaubt, eines Tages Straftaten zu begehen, um Aufmerksamkeit zu erzielen. Doch für ihn sei die Entscheidung zwingend. Er schlafe schlecht in seiner Zelle. Zum einen habe er ohnehin gesundheitliche Probleme, vor allem aber beschäftige ihn der Copernicus-Bericht der EU, der vor wenigen Tagen veröffentlicht wurde. Darin heißt es, 2024 sei das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gewesen und Europa sei der sich am schnellsten erwärmende Kontinent.
Er bekomme viel Zuspruch, so der Ordensmann weiter –im Gefängnis selbst, aber auch in zahlreichen Briefen und Nachrichten von außen. "Gerade in diesen Tagen fühle ich mich Jesus sehr verbunden", ergänzte Alt mit Blick auf Ostern. Er wolle sich nicht durch fromme Worte, sondern im Handeln bewähren. (KNA)