Femen-Aktivistin akzeptiert Urteil wegen Nacktauftritt in Kölner Dom

Strafe akzeptiert

Veröffentlicht am 27.08.2015 um 12:55 Uhr – Lesedauer: 
Femen

Bonn ‐ Im Prozess um den Nackt-Protest im Kölner Dom hat Femen-Aktivistin Josephine Witt das Urteil gegen sie angenommen. Sie muss nun 600 Euro wegen grober Störung der Religionsausübung zahlen. Ursprünglich wollte die Studentin die Entscheidung anfechten.

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Die Aktivistin war am Ersten Weihnachtstag 2013 während einer Messfeier mit dem inzwischen emeritierten Kardinal Joachim Meisner fast vollkommen nackt auf den Altar gesprungen. Gegen die Entscheidung des Kölner Landgerichts, nach der Witt deswegen wegen grober Störung der Religionsausübung eine Strafe von 600 Euro zahlen muss, wollte die 22-jährige Studentin eigentlich Revision einlegen. Diese zog sie nun zurück. Zu den genaueren Gründen wurde zunächst nichts bekannt.

Das Urteil vom Juni war bereits in zweiter Instanz gefallen, nachdem Witt eine Entscheidung des Amtsgerichts vom Dezember vergangenen Jahres nicht akzeptiert hatte. Das Landgericht bestätigte jedoch die ursprüngliche Entscheidung, halbierte aber das vorgesehen Strafmaß wegen derzeit ungesicherter Einkommensverhältnisse der Angeklagten.

Die Aktion Witts im Kölner Dom hatte große Aufmerksamkeit bekommen – und das, obwohl sie nur wenige Sekunden dauerte. Lediglich mit einem Slip bekleidet war Witt während des Weihnachtsgottesdienstes auf den Altar gesprungen und hatte die Worte "Ich bin Gott" geschrien. Auf ihre nackten Brüste hatte sie mit schwarzer Farbe die Worte "I am God" geschrieben. Nach kurzer Zeit brachten die Domschweizer die Frau unter ihre Kontrolle.

Die Türme des Kölner Doms
Bild: ©KNA

Wurde im Dezember 2013 Schauplatz der Aktion der Femen-Aktivistin Josephine Witt: Der Kölner Dom.

Kardinal Meisner, der an diesem Tag 80 Jahre alt wurde, reagierte vollkommen gelassen: "Ich bin 80 Jahre alt. Ich habe so viel erlebt: Erst die Nazizeit, dann die ganze kommunistische Zeit - da kann mich sowas doch nicht schrecken", sagte er nach der Aktion der Deutschen Presse-Agentur. Andere übten dagegen deutliche Kritik - und das nicht nur seitens Kirche: So sagte etwa der religionspolitische Sprecher der Grünen, Volker Beck, die Aktion sei respektlos und eine unnötige Störung der Gläubigen im Gottesdienst.

Ähnliche Auftritte hat die Femen-Aktivistin auch in anderen Zusammenhängen hingelegt. So hatte sie im April dieses Jahres eine Pressekonferenz der Europäischen Zentralbank gestört und bewarf deren überraschten Präsidenten Mario Draghi mit Flugblättern und Konfetti. Schon im April 2013 hatte sie sich an einer "Oben-Ohne-Aktion" gegen den russischen Präsidenten Vladimir Putin bei der Hannover-Messe beteiligt.

"Das war natürlich eine Provokation"

In Bezug auf ihre Aktion im Kölner Dom hatte Witt betont, es sei ihr nicht primär darum gegangen, die Gläubigen zu stören. Vielmehr sei es ein Auftritt mit politischem Charakter gewesen. Kardinal Meisner habe sich mehrfach abfällig über Frauen geäußert, Abtreibung mit dem Holocaust verglichen. "Wir richten uns nicht gegen Gläubige, sondern gegen die Institution und Menschen wie Meisner, die sie nutzen, um Frauen zu unterdrücken", erklärte sie dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel".

Auch die Worte "I am God" relativierte Witt. Sie selbst halte sich nicht für Gott, "das war natürlich eine Provokation". Sie habe jedoch schockieren wollen. Die Erinnerung an eine nackte Frau auf dem Altar sei "ein Bild, das bleibt".  (gho/dpa/KNA)