Kirche in Deutschland setzt auf Kontinuität mit neuem Papst Leo

"Berührend und ermutigend zugleich" – so empfindet der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, die ersten Worte des neuen Papstes Leo XIV. an die Welt, mit der dieser allen Menschen den Frieden gewünscht hat, der von Christus komme. Der Papst mache damit deutlich, dass die Kirche auch weiterhin in internationalen Konflikten zur Vermittlung bereit ist. Er ermutige außerdem zu einem missionarischen Aufbruch der Kirche, die offen für alle ist. "In seiner ersten Botschaft hat er wichtige Akzente der Kontinuität zu Papst Franziskus gesetzt", analysiert Bätzing. Die Bekräftigung einer synodalen Kirche, die voranschreitet und für alle Menschen da sein will, stärke der Kirche in Deutschland den Rücken.
Auf Kontinuität setzen auch die Laien. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) geht davon aus, dass Leo XIV. den Kurs seines Vorgängers fortsetzen werde. Mit Kardinal Robert Francis Prevost sei "ein Mann der Mitte, politisch versiert, international vernetzt und zudem bestens informiert über die katholische Kirche in Deutschland" zum Papst gewählt worden, sagte ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp am Abend. "Der gewählte Name ist Programm. Leo XIII. gilt als Vater der katholischen Sozialethik. Robert Francis Prevost stellt sich in diese Tradition." ZdK-Vizepräsident Thomas Söding erinnerte daran, dass das Präsidium der Laienvereinigung Prevost noch im Februar getroffen habe: "Er war uns als Präfekt des Dikasteriums für die Bischöfe ein wunderbarer und zugleich ein sehr informierter Gastgeber. Dass er sich bestens auskannte mit dem Synodalen Weg in Deutschland, bietet uns jetzt allerbeste Anknüpfungspunkte für das weitere Vorangehen auf diesem Weg."

"Dies ist kein Mann von schnellen Antworten, sondern ein Mann des Zuhörens, der aufmerksam ist für das, was der andere denkt", sagt Kardinal Marx über den neuen Papst.
"Dass Papst Leo XIV in seinen ersten Worten den Frieden betont, ist für uns ein wichtiges und richtiges Zeichen”, freute sich auch der Bundesvorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Gregor Podschun. "Auch das Hervorheben von Synodalität und Aufbruch macht uns Hoffnung." Mit dem neuen Papst verbinde die katholische Jugend nicht nur Hoffnung, sondern klare Erwartungen: "Es braucht jetzt keine Symbolpolitik, sondern mutige Schritte und strukturelle Reformen, um die Glaubwürdigkeit kirchlichen Handelns wiederherzustellen."
Die katholischen Hilfswerke freuen sich über einen Papst, der als Bischof lange in Peru gewirkt hat. Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat sieht ein starkes Signal der Kirche, "dass sie als synodale Weltkirche den Frieden für alle Menschen bringen und die zerrissene Welt einen will". Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Martin Maier erklärte: "Die Armen, die Hungernden, die Flüchtenden und die Gefangenen weltweit können sicher sein, dass Papst Leo XIV. für sie kompromisslos Partei ergreifen wird." Für das Hilfswerk Misereor ist die Wahl des Namens Leo programmatisch. "Er knüpft direkt an seinen Vorgänger an und mit seinem Namen an seinen Namensvorgänger, Papst Leo XIII., einem Papst, der für die große Entwicklung der Soziallehre der Kirche steht." Der neue Papst habe die "Menschen aller Nationen im Blick, die ein einziges Volk sind. Seine Botschaft ist Frieden in Gerechtigkeit und Freiheit, für alle, besonders die Armen." Auf ein Engagement für ein friedliches Miteinander der Religionen und den Schutz der Menschenrechte hofft Missio-Präsident Dirk Bingener: "Als Amerikaner wird er die kirchliche Situation in den westlichen Ländern kennen. Seine Tätigkeit in Rom und Peru machen ihnen darüber hinaus zu einem Papst, der weltkirchliche Erfahrung mitbringt."
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kirsten Fehrs, hofft darauf, dass die Stärkung der ökumenischen Gemeinschaft mit anderen Konfessionen für den Bischof von Rom weiterhin einen hohen Stellenwert einnehmen möge. Die Erfahrungen des Papstes als Ordensgeistlicher und als Bischof in Lateinamerika ließen zudem auf eine innere und äußere Weite hoffen. "In einer Welt voller Brüche und Umbrüche sind wir als Christinnen und Christen dazu aufgerufen, die Botschaft des befreienden Evangeliums umso deutlicher zu verkünden - und die Menschen erwarten von uns, dass wir es ökumenisch tun", so Fehrs weiter. Auch der evangelische Ökumene-Beauftragte Christian Kopp, bayerischer Landesbischof, gratulierte dem neuen Papst zur Wahl: "Wir brauchen ein starkes Miteinander, einen Papst, der zur Einheit aufruft. Auch in aller Verschiedenheit."
Papst-Wähler Woelki froh über schnelle Wahl
Einer der wahlberechtigten Kardinäle im Konklave war der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki. Die Wahl bezeichnete er als ein wirklich bewegendes und auch tiefgehendes Ereignis und Erlebnis: "Ich bin wirklich ganz froh und glücklich, dass wir so schnell einen neuen Heiligen Vater gefunden haben. Als wir alle gemeinsam eben mit ihm oben auf dem Balkon waren, habe ich die Freude und Dankbarkeit von Tausenden von Menschen gespürt – und auch die Herzlichkeit, mit der sie unseren neuen Papst begrüßt haben."
Der andere Papst-Wähler, der Münchner Kardinal Reinhard Marx sieht in dem neuen Papst einen Mann des Ausgleichs. Ihm habe sehr gut gefallen, dass der Papst das Wort "Friede" an den Anfang seiner ersten Ansprache gestellt habe, sagte der Erzbischof von München und Freising am Donnerstagabend im "heute journal" des ZDF. Er habe er erst im vergangenen Jahr kennengelernt, aber direkt gespürt, dass dieser ein aufgeschlossener Mensch sei, der darüber hinaus Verständnis für die Situation in Deutschland mitbringe. Marx erklärte: "Dies ist kein Mann von schnellen Antworten, sondern ein Mann des Zuhörens, der aufmerksam ist für das, was der andere denkt." Auf die Frage, ob er Robert Prevost denn auch selbst gewählt habe, antwortete Marx: "Das ist geheim. Aber ich kann sagen, dass ich sehr glücklich bin."
Augsburgs Bischof Bertram Meier, der in der DBK für die Weltkirche zuständig ist, würdigte Leo XIV. als einen "Mann der Weltkirche": "Er kann Brücken bauen, er kann vermitteln, er ist ein Mann, der auch in seiner eigenen Lebensgeschichte gelernt hat, mit verschiedenen Kulturen gut umzugehen. Ich freue mich sehr über diese Wahl." In der ersten Ansprache habe der Papst mit dem Schwerpunkt auf den Frieden deutlich gemacht, dass das nicht nur ein politisches Wort sei, "sondern dass es ein geistliches Projekt ist – er sieht sich als Apostel des Friedens".

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki ist einer von drei Deutschen, die den Papst in diesem Konklave wählen konnten.
"Das ist wunderbar, dass der Stuhl Petri wieder besetzt ist – und zwar mit einem Mann, der Missionserfahrung hat, der selbst Ordensmann ist", freut sich der Eichstätter Bischof und Benediktiner Gregor Maria Hanke. Er habe den Papst bei früheren Begegnungen als einen "sehr ruhigen, zugewandten und sachorientierten Mann, der – so meine Einschätzung – mit ruhiger Hand das Schifflein der Kirche leiten wird und leiten will" kennengelernt. Dass die Wahl schnell erfolgt sei, sei ein gutes Zeichen für die Zukunft der Kirche: "Wir verfolgen doch trotz aller Unterschiedlichkeiten das eine Ziel: Christus und den Menschen dienen."
Programmatisches Wort von Augustinus zeigt Amtsverständnis
"Vor ihm liegen viele Chancen, die christliche Botschaft zu verkünden, aber auch einige Herausforderungen", stellte der Freiburger Erzbischof Stephan Burger fest. "Eine große Aufgabe liegt darin, den von Franziskus begonnen Weg der Synodalität fortzusetzen." Auch innerhalb der Kirche werde es darum gehen, unterschiedliche Positionen einzubinden. Burger zeigte sich überzeugt: "Der neue Papst wird Brücken innerhalb der Kirche und in die Gesellschaft hinein bauen."
Nach dem Jesuiten Franziskus ist der Augustiner Leo der zweite Ordensmann in Folge als Papst. Der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt hob den Ausspruch des heiligen Augustinus hervor: "Mit euch bin ich Christ, für euch bin ich Bischof!" Christus gehe immer voran, und es komme darauf an, ihm zu folgen und dabei gemeinsam unterwegs zu sein, zitierte er aus der ersten Ansprache des neuen Papstes.

Als ehemaliger Präfekt des Bischofsdikasteriums kennt der jetzige Papst Leo XIV. die Kirche in Deutschland und viele ihrer Protagonisten gut.
Der Paderborner Erzbischof Udo Markus Bentz hob das Datum der Wahl: "Genau am 80. Jahrestag des Kriegsendes in Europa wurde der neue Papst gewählt. Ein Zeichen der Hoffnung!" Bentz hoffte darauf, dass der Dienst Leos "in diesen schwierigen Zeiten des Unfriedens" vor allem dazu beitragen werde, "Frieden zu stiften und Frieden zu bewahren".
Erfahrung in konträren Welten
In Passau zeigte sich Bischof Stefan Oster erfreut: "Bei der letzten Bischofssynode durfte ich ihn als einen tiefen, klugen, geistlichen und besonnenen Mann kennenlernen."
Die Kontinuität mit seinem Vorgänger betonte der Rottenburger Bischof Klaus Krämer: Leo XIV. sei ein Papst, "der ganz auf der Linie von Franziskus liegt". Zugleich erwarte er, dass der neue Papst sicher seine eigenen Akzente setzen werde.
Kontinuität in Bezug auf Synodalität hob auch der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann hervor: Er sei sehr dankbar, dass Leo in seiner ersten Ansprache den Begriff aufgegriffen haben: "Dies stimmt mich zuversichtlich, dass er auf dem von seinem Vorgänger begonnenen Weg der synodalen Erneuerung der Kirche entschieden und mutig weitergehen will."
"Wichtig, dass er glaubwürdig das Evangelium verkündet"
Der Trierer Bischof Stephan Ackermann zeigte sich überrascht und erfreut: "Ich kenne ihn als Leiter der Bischofskongregation, er war auch Mitglieder der Runde der Kardinäle, mit denen wir deutsche Bischöfe uns regelmäßig getroffen haben." Dabei habe er den heutigen Papst als unprätentiös und herzlich kennengelernt. Dass erstmals ein US-Amerikaner auf dem Stuhl Petri sitzt, spiele keine Rolle: "Wichtig ist, dass er glaubwürdig das Evangelium verkündet in unserer Zeit, dass er die Kirche weiterführt in den Spuren, die Papst Franziskus gelegt hat."
Für den Würzburger Bischof Franz Jung verbindet der US-Amerikaner, der lange Bischof in Peru war, zwei konträre Welten. Auch Jung würdigte Leos Verweis auf das Wort des Augustinus, "mit euch Christ" und "für euch Bischof" sein zu wollen. Das sei eine "wunderbare Fügung".
Den Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer hat beeindruckt, wie Leo XIV. von Anfang an Frieden zu einem Thema seines Pontifikats gemacht hat: "Papst Leo XIV. beginnt sein Pontifikat mit den österlichen Worten 'Der Friede sei mit Euch!', dies in einer Zeit, die geprägt ist von Kriegen und bewaffneten Konflikten in verschiedenen Regionen der Erde. Die ersten Sätze des neuen Papstes treffen die Herzen der Menschen und ihre tiefe Sehnsucht nach Frieden."
Soziale Realität
Fuldas Bischof Michael Gerber deutete den Namen Leo XIV. in einer ersten Stellungnahme als Bezug auf Leo XIII., der für die katholische Kirche einen epochalen Akzent auf die katholische Soziallehre und Gerechtigkeit gesetzt habe, insbesondere für die Ärmsten der Armen. "Diese soziale Realität dürfte Robert Kardinal Prevost in seiner Zeit als Bischof in Peru sehr deutlich erlebt haben", sagte Gerber. Er sieht die Wahl als ein Votum der Kardinäle für jemanden, der diese soziale Realität im Blick hat.
Ein weiterer Ordensmann, der Benediktiner und Bischof von Osnabrück Dominicus Meier, wünscht dem neuen Papst Leo XIV. "Gottes guten Geist, damit er und mit ihm die katholische Kirche in dieser Zeit die frohe Botschaft von Frieden, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit lebendig hält". Mit der Wahl seines Namens und dem beherzten Friedensgruß auf der Loggia des Petersdoms habe der neue Papst schon deutliche Zeichen in diese Richtung gesetzt.
Der Münsteraner Diözesanadministrator Antonius Hamers hielt es für ein starkes Signal, dass gerade in der derzeitigen weltpolitischen Situation ein US-amerikanischer Kardinal zum Papst gewählt werde: "Papst Leo XIV wird sicher ganz andere Signale in die Welt senden als die derzeitige US-Regierung."