Fest könne Initialzündung für bessere Verständigung sein

Theologe warnt vor verkürzter Wahrnehmung von Pfingsten

Veröffentlicht am 09.06.2025 um 11:15 Uhr – Lesedauer: 

Köln  ‐ Mehr als ein Geburtstag: Ein Theologe erklärt, warum die Kirche tiefer wurzelt, als viele glauben. Er sieht den Heiligen Geist auch im Alltag am Werk - und wünscht sich dieses Vertrauen von der heutigen Kirche.

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Pfingsten als "Geburtstag der Kirche" - diese Wendung sei zwar richtig, darf aber nach Worten des Theologen Axel Hammes nicht zu Verkürzungen führen. "Die Kirche hat einen viel tieferen Ursprung", sagte Hammes im Interview des Portals domradio.de am Pfingstsonntag. Aus seiner Sicht bestehe das Volk Gottes aus Israel und "uns Heidenvölkern" - "insofern liegt der Geburtstag der Kirche viel weiter zurück". Allerdings sei eine eher verzagte Kirche durch Pfingsten laut biblischer Erzählung zu sich selbst gekommen: "Sie wird fähig zur Verkündigung, fähig zum Fest, fähig zum Dienst an den Menschen."

Das Wirken des Heiligen Geistes sei für ihn mitunter in Momenten des Alltags erkennbar, fügte Hammes hinzu. Er schilderte ein Beispiel: "Wo sich bei jemandem, der in seinem Studium lange keine Fortschritte machen konnte, etwas löst und er an innerer Freiheit dazugewinnt; wo jemand die Angst überwindet, vor vielen Menschen zu sprechen."

Augenfällig sei dies auch bei der Papstwahl gewesen - bei den 133 Kardinälen habe sich kein politisches Kalkül durchgesetzt, sondern offenbar habe der Heilige Geist "die Oberhand behalten", sagte der Theologe. "Er bringt den Willen Gottes zum Durchbruch."

Pfingsten als Signal des Aufbruchs

Auf den Geist komme es an, betonte der Geistliche Berater der Thomas-Morus-Akademie: "Ob das Miteinander der Menschen aufbaut oder zerstört, hängt davon ab, welcher Geist unter ihn herrscht." Ohne den Geist bleibe "alles letztlich nur Routine" und könne kein neues Leben hervorbringen.

Insofern mahnte Hammes: "Eine gespaltene Christenheit hat einer zerrissenen Menschheit nicht mehr viel zu sagen." Pfingsten könne als eine Art Initialzündung wirken, um die Menschheit zu einer besseren Verständigung anzutreiben, "nicht zuletzt durch eine Kirche, die aus der Begeisterung lebt für die große Sache Gottes. Dem muss die Kirche mehr trauen, und sie muss vielleicht noch mehr erkennen, dass das meiste, was uns als Christen untereinander trennt, doch nur menschengemacht und eben gar nicht göttlichen Ursprungs ist." (KNA)