"Zeichen der Hoffnung"
Ausdrücklich dankte Marx dem Zentralratspräsidenten für jene Zeichen und solidarischen Gesten von Juden, die sich in den letzten Monaten in vielen Ländern für die verfolgten Christen eingesetzt hätten.
Zudem wünschte Marx den Juden und ganz Israel Frieden für das neue Jahr. Dabei erinnert er an den 50. Jahrestag der Verabschiedung des Konzilsdokumentes "Nostra aetate", das die theologischen Grundlagen für ein neues Verhältnis der katholischen Kirche zum Judentum und zu den anderen Religionen gelegt hat. "In den vergangenen Jahrzehnten hat sich ein von gegenseitiger Achtung, von Verständnis und oft auch von Freundschaft bestimmtes Miteinander von Christen und Juden entwickelt, das vor 50 Jahren wohl kaum jemand für möglich gehalten hätte. Das ist nicht zuletzt auch dem Engagement vieler Jüdinnen und Juden zu verdanken", schreibt der Kardinal.
Marx: Es gibt auch strittige Themen
Eindrucksvolle Belege für die guten Beziehungen seien etwa die erste gemeinsame Studienreise von Bischöfen und Rabbinern nach Israel im Juni dieses Jahres sowie der Besuch der Unterkommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum der Deutschen Bischofskonferenz in der römischen Synagoge vor wenigen Tagen (siehe unten). "Dabei verkenne ich nicht, dass es in den vergangenen Jahren auch schwierige Phasen gegeben hat und es weiterhin strittige Themen gibt", so Marx. Doch für ihn sei der jüdisch-christliche Dialog "ein Zeichen der Hoffnung in einer Zeit, in der die Zahl religiös motivierter Gewalttaten in erschreckender Weise zugenommen hat".
„Als Juden und Christen haben wir die religiöse Pflicht, all jenen entschieden zu widersprechen, die den Namen Gottes missbrauchen. Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, für Religionsfreiheit und für eine Kultur des gegenseitigen Respekts und des Dialogs einzutreten.“
In zu vielen Teilen der Erde werde Hass gegen Andersgläubige gepredigt und Gewalt im Namen Gottes verübt. "Als Juden und Christen haben wir die religiöse Pflicht, all jenen entschieden zu widersprechen, die den Namen Gottes missbrauchen", betonte der Kardinal. "Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, für Religionsfreiheit und für eine Kultur des gegenseitigen Respekts und des Dialogs einzutreten. Dass dazu ein unzweideutiges Eintreten gegen jede Form von Antisemitismus gehört, ist für mich selbstverständlich."
Deutsche Bischöfe besuchen Synagoge in Rom
Der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff und der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke besuchten am Mittwoch in Rom die Große Synagoge. Hierbei trafen sie auch zu einem Gespräch mit dem römischen Oberrabbiner Riccardo Di Segni zusammen. Begleitet wurden die beiden deutschen Bischöfe von den Rabbinern Jona Pawelczyk-Kissin aus Heidelberg und Jaron Engelmayer aus Israel.
Di Segni sagte, der gemeinsame Besuch der deutschen Bischöfe und Rabbiner habe eine hohe symbolische Bedeutung. Vor 10 oder 20 Jahren wäre es nicht möglich gewesen, dass Vertreter christlicher Konfessionen gemeinsam mit Rabbinern eine Synagoge besuchten.
Mit ihrem Besuch in der römischen Synagoge wollten sie jene bekannten und weniger bekannten Juden würdigen, die sich schon wenige Jahre nach der Schoah für den Dialog und die Zusammenarbeit mit den Christen eingesetzt hätten, sagte Mussinghoff in seiner Ansprache. Mussinghoff erinnerte namentlich an den im April im Alter von 99 Jahren verstorbenen früheren Oberrabbiner Elio Toaff. Er war Gastgeber des Besuchs von Johannes Paul II. in der großen Synagoge 1986.
Der Besuch der großen Synagoge am Tiberufer bildete den Abschluss einer Veranstaltungsreihe, mit der die Deutsche Bischofskonferenz den Jahrestag der Konzilserklärung "Nostra aetate" beging. Mussinghoff reiste in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Unterkommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) nach Rom. Jaschke leitet die Unterkommission für den Interreligiösen Dialog. (luk/KNA)