Carina Adams über das Sonntagsevangelium

Ein gemütlicher Alltagsglaube reicht nicht!

Veröffentlicht am 05.07.2025 um 12:15 Uhr – Lesedauer: 
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Bonn ‐ "Lasst euch nicht ablenken!", hört Carina Adams Jesus im Sonntagsevangelium rufen. Sie sieht in der Aussendung der Jünger eine Bibelstelle, die wehtut. Denn sie liest in Jesu Anweisungen konsequente und unbequeme Handlungsanweisungen für alle Christen.

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Es gibt wohl kaum einen Satz, den wir Christen so gerne verdrängen, wie diesen: "Das Reich Gottes ist nahe." Gemütlich in der Kirchengemeinde eingebettet, führen wir ein Leben voller Alltagssorgen und finden Hoffnung in einem Leben nach dem Tod. Klar, ein paar gute Werke tun und dem nervigen Nachbarn mal großzügig etwas vergeben, sind auch noch drin. Und niemals würde ich das verurteilen, denn ich handle ja selbst so.

Aber das heutige Evangelium tut weh. Weil es brutal rausreißt aus einem christlichen Alltagsglauben. "Grüßt niemanden auf dem Weg!", lasst euch nicht ablenken, ruft Jesus uns zu. Denn das Reich Gottes ist nahe. Wir Christen glauben doch eigentlich, dass es schon längst begonnen hat, dass es kommt und doch schon da ist. Wie kann das unser Leben so wenig berühren?

Die Aussendung der Jünger, das ist kein Lebensentwurf für Priester und Ordensleute. Das ist eine ganz klare Anweisung für das Leben aller, die Christus nachfolgen. Und natürlich ist ein Aspekt dieser Rede der materielle Besitz, doch noch mehr haben mich dieses Mal die anderen Aufforderungen berührt. "Sagt als Erstes: Friede diesem Haus!" Wünscht jedem Menschen den Frieden, bevor ihr etwas anderes über ihn wisst oder etwas von ihm wollt. "Heilt die Kranken" und verkündet die Frohe Botschaft, aber verlangt nichts. Nimmt man euch nicht auf, dann geht.

Und Jesus ermahnt auch. Voller Stolz verkünden die Jünger ihm: "Sogar die Dämonen sind uns in deinem Namen untertan." Jesus erklärt, dass es nicht darum geht. Macht spielt keine Rolle, nicht einmal Macht über das Böse. Grund zur Freude ist, "dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind".

Diese Bibelstelle tut weh, weil sie so unfassbar schwer umzusetzen ist. Jesus fordert uns heraus, fordert viel von uns, vielleicht mehr als wir bereit sind zu geben. Es ist nicht leicht, ihm nachzufolgen. Und es ist nicht mit einem privaten Bequemlichkeitsglauben getan. Wenn wir wirklich glauben, dass das Reich Gottes nahe und schon mitten unter uns ist, dann muss das Konsequenzen haben.

Aus dem Evangelium nach Lukas (Lk 10,1–12.17–20)

In jener Zeit suchte der Herr zweiundsiebzig andere aus und sandte sie zu zweit vor sich her in alle Städte und Ortschaften, in die er selbst gehen wollte. Er sagte zu ihnen: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden!

Geht! Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe! Grüßt niemanden auf dem Weg! 

Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als Erstes: Friede diesem Haus! Und wenn dort ein Sohn des Friedens wohnt, wird euer Friede auf ihm ruhen; andernfalls wird er zu euch zurückkehren. Bleibt in diesem Haus, esst und trinkt, was man euch anbietet; denn wer arbeitet, ist seines Lohnes wert. Zieht nicht von einem Haus in ein anderes!

Wenn ihr in eine Stadt kommt und man euch aufnimmt, so esst, was man euch vorsetzt. Heilt die Kranken, die dort sind, und sagt ihnen: Das Reich Gottes ist euch nahe! Wenn ihr aber in eine Stadt kommt,
in der man euch nicht aufnimmt, dann geht auf die Straße hinaus und ruft: Selbst den Staub eurer Stadt,  er an unseren Füßen klebt, lassen wir euch zurück; doch das sollt ihr wissen: Das Reich Gottes ist nahe. Ich sage euch: Sodom wird es an jenem Tag erträglicher ergehen als dieser Stadt.

Die Zweiundsiebzig kehrten zurück und sagten voller Freude: Herr, sogar die Dämonen sind uns in deinem Namen untertan. Da sagte er zu ihnen: Ich sah den Satan wie einen Blitz aus dem Himmel fallen. Siehe, ich habe euch die Vollmacht gegeben, auf Schlangen und Skorpione zu treten und über die ganze Macht des Feindes. Nichts wird euch schaden können.

Doch freut euch nicht darüber, dass euch die Geister gehorchen, sondern freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind!

Die Autorin

Carina Adams ist studierte Theologin und Redakteurin bei katholisch.de.

Ausgelegt!

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