Apostolischer Administrator: Dann erwarte ich neuen Wiener Erzbischof

Der Apostolische Administrator der Erzdiözese Wien, Josef Grünwidl, rechnet mit einer baldigen Nachfolge von Kardinal Christoph Schönborn. Er könne sich vorstellen, "dass es im Advent einen neuen Erzbischof von Wien gibt. Und ich wünsche mir das auch", sagte er im Interview mit den "Niederösterreichischen Nachrichten" (NÖN). Bis dahin bleibe er im Amt – doch "sonst würde meine Zeit als Administrator über ein Jahr dauern und das war bisher nie der Fall", so Grünwidl.
Als Administrator liege die Aufgabe vor allem darin, das Leben in der Erzdiözese aufrechtzuerhalten. Es gehe dabei nicht nur um Verwaltung, sondern auch um Gestaltung in einem gewissen Rahmen, erklärte er. Alle von Schönborn beschlossenen Projekte führe er weiter und stimme sich regelmäßig mit ihm ab.
Frauenfrage nicht mehr aufschieben
Deutlich positionierte sich Grünwidl zu aktuellen Reformdebatten, besonders zur Rolle der Frauen in der Kirche. "Wenn man sich das Leben in den Pfarren ansieht, merkt man, dass es ohne Frauen nicht gehen würde. Ich meine, dass es an der Zeit ist, Frauen stärker in Entscheidungsgremien einzubinden", betonte er. Deshalb habe er kürzlich drei Frauen in das Diözesanleitungsteam berufen.
Zur Frage einer möglichen Weihe von Frauen sagte Grünwidl: "Es ist jedenfalls ein aktuelles Thema. Und ich merke auch im Gespräch, vor allem mit jungen Menschen, dass das Verständnis fehlt, warum Frauen aufgrund ihres Geschlechts von vorne herein vom Priesteramt ausgeschlossen sind." Diese Frage dürfe die Kirche nicht mehr lange aufschieben. Nötig sei eine gründliche theologische Auseinandersetzung, am Ende müsse ein Konzil entscheiden.
Zur Rolle der Kirche in der Gesellschaft betonte Grünwidl, es gebe zwar viel zu kritisieren, doch die Kirche sei "besser als ihr Ruf". Sie könne eine Grundlage für ein gesellschaftliches Miteinander schaffen – über politische Lager und Gräben hinweg. Man müsse wieder lernen, "einander zu respektieren, das Gespräch nicht abreißen zu lassen, sich zu versöhnen und gemeinsam einen Weg zu gehen". Dies sei schließlich der Grundauftrag der Kirche. (KNA)