Besonderheiten und Details der Papstreise nach Kuba

Zwischen Hoffnung und Hungerstreik

Veröffentlicht am 18.09.2015 um 13:50 Uhr – Von Tobias Käufer (KNA) – Lesedauer: 
Papstreise

Havanna ‐ Am Samstag beginnt die mit Spannung erwartete Papstreise nach Kuba. Dort ist das Verhältnis der Kirche zum Staat angespannt, genau wie die Beziehungen zu den USA. Wir haben vor dem Besuch des Papstes einige Besonderheiten Kubas zusammengestellt.

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Grußbotschaft: Erstmals in der Geschichte des kubanischen Fernsehens hat ein Kirchenoberhaupt direkt zur Bevölkerung der Karibikinsel gesprochen. Am Donnerstagabend strahlte das Staatsfernsehen eine etwa vierminütige Botschaft von Franziskus aus. "Ich möchte Ihnen einen brüderlichen Gruß schicken, bevor wir uns persönlich treffen", sagte Franziskus, der die Botschaft Jesu in den Mittelpunkt seiner kurzen Ansprache stellte.

Hoffnungsträger: Bischof Domingo Oropesa aus Cienfuegos sieht in der Visite von Franziskus eine Stärkung des Klimas von Versöhnung und Vergebung. Der Papst komme nach Kuba, um Brücken zu bauen, so Oropesa in einem in dieser Woche veröffentlichten Interview. Dies gelte ganz besonders für die Annäherung zwischen den USA und Kuba.

Kirche: Offiziell 60,5 Prozent der kubanischen Bevölkerung sind katholisch: 6.775.000 von etwa elf Millionen Einwohnern. In elf Diözesen gibt es 283 Pfarreien und 2.094 Pfarrzentren. Zurzeit gibt es 17 Bischöfe, 365 Priester und 659 Angehörige von Ordensgemeinschaften.

Journalisten: Mehr als 300 Journalisten sind für die Papstreise nach Kuba registriert. Die Organisatoren haben in den einzelnen Städten Pressezentren eingerichtet.

Mediales Neuland: Die kubanische Regierung begleitet den Papstbesuch mit einem eigenen Internetauftritt und entsprechenden Kanälen in den Sozialen Netzwerken. Für die kubanische Regierung ist das Internet Neuland; es ist das erste Mal, dass digital über eine Veranstaltung dieser Größenordnung berichtet wird.

Embargo: Der Vatikan kritisiert das US-Embargo gegen den Karibikstaat. Unabhängig von den Hintergründen brächten die Sanktionen Nachteile und Leiden für die Bevölkerung, sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin. Von einer Aufhebung der Wirtschaftsbeschränkungen sei hingegen auch eine "größere Öffnung hinsichtlich Freiheit und Menschenrechten" in Kuba zu erhoffen.

Kathedrale San Cristobal in Kubas Hauptstadt Havanna
Bild: ©KNA

Anlässlich des Papstbesuches werden in Kuba einige Kirchen auf Vordermann gebracht. Das Bild zeigt die Kathedrale San Cristobal in Kubas Hauptstadt Havanna.

Vorgänger: Papst Franziskus wird in Kuba auch eine Skulptur von Papst Johannes Paul II. in der Kathedrale von Holguin besuchen. Die Zementstatue wurde wenige Monate nach dem Tod des polnischen Papstes 2005 von dem Künstler Hector Carrillo geschaffen. Sie ist 2,30 Meter hoch und wiegt drei Tonnen. Papst Johannes Paul II. hatte im Januar 1998 die kommunistisch regierte Karibikinsel besucht. Benedikt XVI. (2005-2013) reiste 2012 nach Kuba. Für Papst Franziskus ist es der erste Kuba-Aufenthalt.

Hungerstreik: Mit einem Hungerstreik will eine Gruppe kubanischer Dissidenten in Havanna auf die jüngste Verhaftungswelle von Regimekritikern aufmerksam machen. Die Aktivisten um den Bürgerrechtler Jorge Luis "Antunez" Garcia Perez traten in dieser Woche im Wohnhaus von Garcia Perez in den Hungerstreik. Die Aktion steht den Angaben zufolge unter dem Motto "Heiliger Vater, auch wir sind Kuba". Damit wollen die Aktivisten auf das Fehlen eines Zusammentreffens des Papstes mit kubanischen Dissidenten im offiziellen Programm hinweisen.

"Gutes Niveau": Die Beziehungen zur katholischen Kirche befinden sich nach Einschätzung der kubanischen Kommunisten zur Zeit "auf einem guten Niveau". Ziel sei es, sie weiter zu stärken, sagte Caridad Diego, Leiterin des Büros für religiöse Angelegenheiten in der einzigen zugelassenen Partei Kubas, der kommunistischen PCC. Zuletzt habe es eine regelmäßige Kommunikation zwischen Kirche und Partei gegeben. Darauf gelte es aufzubauen.

Katholische Kirche auf Kuba

Auf der Karibikinsel Kuba ist die katholische Kirche mit rund 60 Prozent der Bevölkerung weniger stark verankert als in anderen lateinamerikanischen Ländern. Diese verhältnismäßig geringe Präsenz ist nicht allein Ergebnis der seit rund 50 Jahren andauernden kommunistischen Herrschaft, sondern reicht bis in die spanische Kolonialzeit zurück. Auf Kuba herrscht infolge langjähriger Repressionen ein eklatanter Priestermangel; nur in Saudi-Arabien ist das Verhältnis noch ungünstiger. In Deutschland kommen auf einen Priester rund 1.500 Katholiken, in Kuba einer auf 19.000 Katholiken. Die langjährige gesellschaftliche Ausgrenzung der Kirche auf Kuba spiegelt sich insbesondere auch im Bildungs- und Gesundheitswesen wider: Es gibt insgesamt nur zehn Schulen und zwei Hochschulen in katholischer Trägerschaft, die von insgesamt rund 1.100 Schülern und Studenten besucht werden. Katholische Krankenhäuser existieren nicht, lediglich ein paar Ambulanzen, Alten- und Invalidenheime sowie Sozialstationen. Die prägende Gestalt der kubanischen Kirche ist der Erzbischof von Havanna, Kardinal Jaime Ortega y Alamino (78), der dem Hauptstadterzbistum bereits seit 1981 vorsteht. In den vergangenen Jahren trat er auch als Vermittler für die Freilassung politischer Gefangener hervor. Ortega und andere Kirchenvertreter äußern sich zwar kritisch zu den gesellschaftlichen Zuständen im Land, vermeiden jedoch eine Fundamentalopposition.

Linktipp: Havanna und das Weiße Haus

Der Vatikan hat das Besuchsprogramm des Papstes für Kuba und die USA veröffentlicht. Franziskus wird unter anderem die Präsidenten Raul Castro und Barack Obama besuchen. Katholisch.de dokumentiert den gesamten Reiseplan des Papstes.
Von Tobias Käufer (KNA)