Zwischen Hoffnung und Hungerstreik
Grußbotschaft: Erstmals in der Geschichte des kubanischen Fernsehens hat ein Kirchenoberhaupt direkt zur Bevölkerung der Karibikinsel gesprochen. Am Donnerstagabend strahlte das Staatsfernsehen eine etwa vierminütige Botschaft von Franziskus aus. "Ich möchte Ihnen einen brüderlichen Gruß schicken, bevor wir uns persönlich treffen", sagte Franziskus, der die Botschaft Jesu in den Mittelpunkt seiner kurzen Ansprache stellte.
Hoffnungsträger: Bischof Domingo Oropesa aus Cienfuegos sieht in der Visite von Franziskus eine Stärkung des Klimas von Versöhnung und Vergebung. Der Papst komme nach Kuba, um Brücken zu bauen, so Oropesa in einem in dieser Woche veröffentlichten Interview. Dies gelte ganz besonders für die Annäherung zwischen den USA und Kuba.
Kirche: Offiziell 60,5 Prozent der kubanischen Bevölkerung sind katholisch: 6.775.000 von etwa elf Millionen Einwohnern. In elf Diözesen gibt es 283 Pfarreien und 2.094 Pfarrzentren. Zurzeit gibt es 17 Bischöfe, 365 Priester und 659 Angehörige von Ordensgemeinschaften.
Journalisten: Mehr als 300 Journalisten sind für die Papstreise nach Kuba registriert. Die Organisatoren haben in den einzelnen Städten Pressezentren eingerichtet.
Mediales Neuland: Die kubanische Regierung begleitet den Papstbesuch mit einem eigenen Internetauftritt und entsprechenden Kanälen in den Sozialen Netzwerken. Für die kubanische Regierung ist das Internet Neuland; es ist das erste Mal, dass digital über eine Veranstaltung dieser Größenordnung berichtet wird.
Embargo: Der Vatikan kritisiert das US-Embargo gegen den Karibikstaat. Unabhängig von den Hintergründen brächten die Sanktionen Nachteile und Leiden für die Bevölkerung, sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin. Von einer Aufhebung der Wirtschaftsbeschränkungen sei hingegen auch eine "größere Öffnung hinsichtlich Freiheit und Menschenrechten" in Kuba zu erhoffen.
Vorgänger: Papst Franziskus wird in Kuba auch eine Skulptur von Papst Johannes Paul II. in der Kathedrale von Holguin besuchen. Die Zementstatue wurde wenige Monate nach dem Tod des polnischen Papstes 2005 von dem Künstler Hector Carrillo geschaffen. Sie ist 2,30 Meter hoch und wiegt drei Tonnen. Papst Johannes Paul II. hatte im Januar 1998 die kommunistisch regierte Karibikinsel besucht. Benedikt XVI. (2005-2013) reiste 2012 nach Kuba. Für Papst Franziskus ist es der erste Kuba-Aufenthalt.
Hungerstreik: Mit einem Hungerstreik will eine Gruppe kubanischer Dissidenten in Havanna auf die jüngste Verhaftungswelle von Regimekritikern aufmerksam machen. Die Aktivisten um den Bürgerrechtler Jorge Luis "Antunez" Garcia Perez traten in dieser Woche im Wohnhaus von Garcia Perez in den Hungerstreik. Die Aktion steht den Angaben zufolge unter dem Motto "Heiliger Vater, auch wir sind Kuba". Damit wollen die Aktivisten auf das Fehlen eines Zusammentreffens des Papstes mit kubanischen Dissidenten im offiziellen Programm hinweisen.
"Gutes Niveau": Die Beziehungen zur katholischen Kirche befinden sich nach Einschätzung der kubanischen Kommunisten zur Zeit "auf einem guten Niveau". Ziel sei es, sie weiter zu stärken, sagte Caridad Diego, Leiterin des Büros für religiöse Angelegenheiten in der einzigen zugelassenen Partei Kubas, der kommunistischen PCC. Zuletzt habe es eine regelmäßige Kommunikation zwischen Kirche und Partei gegeben. Darauf gelte es aufzubauen.