"Es war der Beginn der Versöhnung zwischen unseren beiden Völkern"

Ipolt betont Bedeutung von deutsch-polnischem Briefwechsel 1965

Veröffentlicht am 17.08.2025 um 09:34 Uhr – Lesedauer: 

Görlitz ‐ Es waren Briefe, die Geschichte schrieben: Kurz vor dem 60. Jahrestag hat Bischof Wolfgang Ipolt den historischen Briefwechsel zwischen polnischen und deutschen Bischöfen im Herbst 1965 gewürdigt. Das Jubiläum soll besonders begangen werden.

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Der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt hat die anhaltende Bedeutung des historischen Briefwechsels zwischen den deutschen und den polnischen Bischöfen von 1965 betont. "Es war der Beginn der Versöhnung zwischen unseren beiden Völkern", sagte Ipolt der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Sonntag in Görlitz. Das heutige Verhältnis zu seinen polnischen Amtsbrüdern beschrieb er als "entspannt und brüderlich".

Zum 60. Jahrestag des Schreibens der polnischen Bischöfe soll das Jubiläum am 18. November mit einer gemeinsamen Veranstaltung der Deutschen und Polnischen Bischofskonferenz in Breslau begangen werden, wie Ipolt ankündigte. Geplant seien eine Ausstellung und eine gemeinsame Erklärung. Die polnischen Bischöfe bemühten sich zudem, den Briefwechsel als immaterielles Kulturerbe der Unesco anerkennen zu lassen.

Ähnliche kirchliche Herausforderungen

Ipolt, dessen Bistum an der Grenzen zu Polen liegt, sagte, er sei oft im Nachbarland zu Gast und erlebe dort ähnliche kirchliche Herausforderungen. Die polnischen Bischöfe treibe um, dass sie in Land immer mehr "Abbrüche im Glauben" erlebten. "Als Deutsche können wir da solidarisch sein: Die immer säkularer werdende Gesellschaft erleben wir hier bei uns ja schon lange", so Ipolt.

Von den politischen Spannungen rund um Grenzkontrollen spüre er im kirchlichen Miteinander nichts. Seine polnischen Gesprächspartner sähen es gelassen und betrachteten die Maßnahmen als zeitlich begrenzten Versuch. "Es ist ein Versuch, um die Migration zu begrenzen und zu ordnen. Ob es hilfreich ist und ob es funktioniert, das wird man sehen", so Ipolt.

Erster Schritt der deutsch-polnischen Versöhnung

Der Briefwechsel zwischen den Bischöfen gilt als einer der ersten und bedeutendsten Schritte der deutsch-polnischen Versöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg. In ihrem Schreiben an die deutschen Amtsbrüder vom 18. November 1965 formulierten die polnische Bischöfe unter anderem die berühmten Worte "Wir gewähren Vergebung und bitten um Vergebung". Sie bezogen sich damit einerseits auf den Überfall Deutschlands auf Polen 1939 und die Kriegsgräuel sowie andererseits auf die Vertreibung der Deutschen am Kriegsende 1945.

Zwei Wochen später antworteten die deutschen Bischöfe unter anderem: "Furchtbares ist von Deutschen und im Namen des deutschen Volkes dem polnischen Volk angetan worden. So bitten auch wir zu vergessen, ja wir bitten zu verzeihen." (KNA)