Die Krise als Chance
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Krisen können bekanntermaßen Chancen sein. Sie können bislang ungeahnte Kräfte freisetzen, Lethargie in Motivation verwandeln und ganze Organisationen gestärkt aus sich hervorgehen lassen. So unangenehm Krisen zunächst seien mögen, oft bergen sie in sich die Möglichkeit für etwas Gutes.
Wer in diesen Tagen die Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz verfolgt, der kann genau diesen Eindruck gewinnen. Die dramatische Flüchtlingskrise, der sich Deutschland seit Wochen gegenüber sieht, ist für die Kirche eine Chance - und es hat den Anschein, dass die deutschen Bischöfe wild entschlossen sind, sie zu nutzen.
Die Signale, die von der Vollversammlung ausgehen, sind jedenfalls eindeutig. Mit kraftvollen Worten haben sich die Bischöfe bei ihrem Treffen in Fulda einmal mehr an die Seite der Bedrängten und Entrechteten gestellt. Sie haben klar gemacht, dass es für Christen nur eine Wahl im Umgang mit den Flüchtlingen geben kann: Uneingeschränkte Solidarität und großherzige Hilfe. Und sie haben all jene ungewohnt deutlich kritisiert, die Europa zur Festung machen und den Flüchtlingen die Tür vor der Nase zuschlagen wollen.
Mindestens genauso wichtig: Es bleibt nicht nur bei frommen Worten. Die Kirche ist hierzulande schon lange einer der größten Träger der Flüchtlingshilfe - auch wenn das in der Öffentlichkeit leider viel zu selten wahrgenommen wird. Doch die Zahlen, die die Bischofskonferenz in Fulda präsentiert hat, sind tatsächlich beeindruckend: 98,6 Millionen Euro hat die katholische Kirche in diesem Jahr bereits für die Flüchtlingshilfe zur Verfügung gestellt. Hinzu kommt das vielfältige und kaum zu überblickende Engagement Tausender Haupt- und Ehrenamtlicher aus dem kirchlichen Raum.
Es scheint so, als habe die Kirche nach für sie schwierigen Jahren in der Flüchtlingskrise die für sie passende Rolle gefunden. Sie hat die Chance genutzt, sich ohne Wenn und Aber an die Seite der Bedürftigen zu stellen. Das Bild, das die Kirche - unsere Kirche! - in dieser Krise abgibt, überzeugt. Weiter so!