Wesentlich sei, die Mission aller Gläubigen zu stärken

Fernández: "Karikaturen" von Synodalität nicht das, was Kirche braucht

Veröffentlicht am 11.09.2025 um 12:41 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Für viele ist immer noch nicht greifbar, was die vom verstorbenen Papst Franziskus stark gemachte Synodalität genau meint. Der Glaubenspräfekt hat nun vor Neu-Bischöfen betont, was echte Synodalität ausmache – und manche Vorstellungen zurückgewiesen.

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Der Präfekt des Glaubensdikasteriums, Kardinal Víctor Manuel Fernández, hat die Bedeutung "echter" Synodalität in der Kirche bekräftigt und gleichzeitig vor "Karikaturen" dieser gewarnt. Es gebe Vorschläge, "die in Wirklichkeit nicht das darstellen, was die Kirche braucht, um mehr Lebendigkeit und mehr Kraft zur Evangelisierung zu erlangen", sagte der Glaubenspräfekt am Samstag bei einer Ansprache im Rahmen des Einführungskurses für neue Bischöfe im Vatikan. Diese Vorschläge würden die wahre Synodalität "auf den Kopf stellen". Der gesamte Text der Rede wurde nun auf der Website des Glaubensdikasteriums veröffentlicht.

"Menschen, die Synodalität als eine dieser Karikaturen verstehen, reagieren negativ darauf oder ignorieren sie, und das ist verständlich", so der Kardinal weiter. So hätten viele gedacht, dass sie ein Schnellmechanismus zur Änderung der kirchlichen Lehre sei. "Zu dieser verzerrten Form der Synodalität, die eine demokratische Änderung der Lehre will, müssen wir Nein sagen und erkennen, dass es sich nur um den Anspruch einiger ideologischer Minderheitsgruppen handelt."

Warnung vor Scheinbeteiligung

Ein weiteres falsches Verständnis von Synodalität sei, "die klerikale Monarchie durch eine weltliche Oligarchie zu ersetzen“, betonte Fernández. "An einigen Orten gibt es Gruppen von Laien, die allen anderen Laien ihren Stil und ihre Entscheidungen aufzwingen wollen. (…) Sie ignorieren, dass es auch viele andere Laien gibt, die ihre Vorlieben oder ihren Geschmack nicht teilen."

Gleichzeitig warnte er vor einer Scheinbeteiligung der Gläubigen in synodalen Prozessen: "Es wird eine Pseudobeteiligung angeboten, aber in Wirklichkeit muss man tun, was die Hierarchie sagt. Es gibt Konsultationen, und es wird der Eindruck von Offenheit erweckt, aber in der Praxis ist alles auf die Interessen des Bischofs oder einiger Priester ausgerichtet." Daher sei es ratsam, verschiedene Personen aus unterschiedlichen Gruppen mit Kreativität und Mut zu finden – "auch wenn sie uns Probleme bereiten".

Blick in die Audienzhalle bei den Beratungen der Weltsynode
Bild: ©KNA/Vatican Media/Romano Siciliani (Archivbild)

Blick in die Audienzhalle des Vatikans bei den Beratungen während der Weltsynode.

Der Glaubenspräfekt unterstrich, ein synodaler Weg bedeute vor allem, dass alle Mitglieder der Kirche in die Evangelisierung einbezogen werden. "Es geht nicht nur darum, brüderliche Treffen abzuhalten, sondern darum, dass alle mitwirken und ihren Beitrag leisten, damit eine Diözese in ihrer Mission fruchtbar sein kann."

Echte Synodalität erfordere eine "synodale Umkehr" der Hierarchie, aber auch Kanäle der Beteiligung des Volkes, die eine Änderung der Strukturen und Verfahren erforderten, führte Fernández weiter aus. Wenn Synodalität jedoch nicht missionarisch sei, verwirkliche sie nicht ihr Wesen. "Es geht einfach darum, das in den Hintergrund zu stellen, was nicht unmittelbar dazu dient, alle mit der ersten Verkündigung zu erreichen."

Offenheit für alle

Wesentlich für eine wahre Synodalität sei auch die Offenheit der Kirche für alle Menschen. "Eine synodale Kirche mit missionarischem Herzen ist niemals ein unerbittlicher Richter, der den Weg versperrt." Dabei dürfe die Verkündigung des Evangeliums nicht die Sache einiger Weniger sein. "Um jeden Winkel und jede Peripherie zu erreichen, brauchen wir Menschen aller Art, Seelsorger mit unterschiedlichen Charismen und Eigenschaften, mit unterschiedlichen Seins- und Ausdrucksweisen." Eine solche Synodalität mache schließlich auch den priesterlichen Dienst fruchtbar.

Am Einführungskurs für neue Bischöfe, auch "Baby-Bischofs-Kurs" genannt, nehmen in diesen Tagen 192 Neu-Oberhirten aus allen Kontinenten teil. Aus Deutschland ist der Rottenburger Bischof Klaus Krämer dabei. (mal)