1000 Jahre Klostertradition
Das Kloster ist vielmehr ein großer Arbeitgeber, hat ein eigenes Gymnasium und darf getrost als Musterbeispiel in Sachen Energiewende bezeichnet werden. Vor genau 100 Jahre wurde die Abtei wiederbegründet - und das wird am Sonntag gefeiert.
Die Geschichte mönchischen Lebens mitten im fränkischen Weinland reicht jedoch deutlich länger zurück. Um 780 wurde Münsterschwarzach von Fastrada, der dritte Gattin Karls des Großen als Frauenkloster gegründet. Als jedoch 877 die letzte karolingische Äbtissin starb, zogen Benediktiner in das Kloster an dem Flüsschen Schwarzach. Seitdem erlebte die Abtei der Benediktiner eine wechselvolle Geschichte. Im Bauernkrieg 1525 wurde sie fast gänzlich zerstört. Doch das Kloster verschwand nie. Im 18. Jahrhundert dann errichtete der beräumte Baumeister Balthasar Neumann eine immense und prachtvolle Barockbasilika.
Basilika als Steinbruch
Übrig geblieben ist davon nach der Säkularisation 1803 zunächst einmal wenig. Die Mönche wurden vertrieben, das Hab und Gut des Klosters bis auf wenige Ausnahmen zerstört oder verschleudert. Die Basilika diente nach einem Blitzeinschlag und Brand im Jahr 1810 als Steinbruch. Erst 1913 konnte die über 1.000-jährige Klostertradition wiederbelebt werden. Die ersten Mönche kamen aus dem oberbayerischen Sankt Ottilien nach Münsterschwarzach. Die Gemeinschaft hatte Bestand, auch wenn die Nazis 1941 das Kloster erneut aufhoben. 1945 kehrten die Mönche wieder zurück.
Heute ist Münsterschwarzach ein spirituelles Zentrum für Gläubige und für Nicht-Christen. Auch ein großer Wirtschaftsbetrieb mit Metzgerei und Bäckerei, Landwirtschaft und Goldschmiede gehört dazu. Mit einer eigenen GmbH sind die Mönche außerdem im Zwischenhandel mit Eine-Welt-Produkten aktiv - kein Wunder, sind doch die Münsterschwarzacher Missionsbenediktiner. Von den 163 Ordensleuten leben 44 in Missionsklöstern, etwa in der tansanischen Abtei Peramiho.
Außerdem betreiben die Mönche ein eigenes Gymnasium in Münsterschwarzach. Jedes Jahr stehen Eltern schon mitten in der Nacht vor der Schule, um bei der Anmeldung für die 5. Klasse die ersten zu sein. Von der Beliebtheit eines anderen Münsterschwarzacher lebt das Kloster ebenfalls ganz gut. Anselm Grüns Bücher werden zum Teil im eigenen Vier-Türme-Verlag verlegt und in der Klosterdruckerei gedruckt. Die Vortragshonorare fließen in die Kasse der Abtei.
"Keine Öko-Spinner"
Mit den Mitteln werden auch ehrgeizige Projekte umgesetzt: Vor gut zehn Jahren beschlossen die Benediktiner die Energiewende, vor gut einem Jahr war das Ziel erreicht. Eine beheizte Fläche von 50.000 Quadratmetern und täglich 1.300 Menschen auf dem Gelände verursachten Ende der 1990er Jahre einen Heizbedarf von etwa 650.000 Litern Öl und einen Stromverbrauch von rund einer Million Kilowattstunden jährlich. Heute kommen mehr als 90 Prozent der Energie aus Wasserkraft, Windpark, Photovoltaik-Zellen, Biogas-Anlage und einer Holzhackschnitzelheizung.
"Wir sind keine Öko-Spinner", sagt Abt Michael. Vielmehr beruft er sich auf die Tradition des Ordensgründers Benedikt von Nursia (480 bis 547). Dinge des Alltags seien sorgfältig "wie heilige Altargefäße" zu behandeln, schreibt der in seinen Ordensregeln. In Münsterschwarzach soll das nun auf den Umgang mit Wasser und Lebensmittel übertragen werden - das nächste große Projekt.
Zunächst aber wird erst einmal gefeiert. Anfang des Jahres begann das Jubiläum aber zunächst mit Rückzug. Drei Monate "Sabbatzeit" hatten sich die Mönche verordnet. Das hieß: Keine Termine außerhalb, auch nicht für Anselm Grün. "Wieder von der eigenen Quelle trinken", sich seiner Wurzeln selbst zu vergewissern, das sei das Ziel gewesen, so der Abt. Nur so könne die Abtei auch weiter ein Gnadenort sein.
Von Christian Wölfel (KNA)