Standpunkt

Mehr Vielfalt in der Kirche, bitte!

Veröffentlicht am 26.09.2025 um 00:01 Uhr – Von Stefan Orth – Lesedauer: 

Bonn ‐ 16,7 Prozent der Katholikinnen und Katholiken in Deutschland haben keinen deutschen Pass. Die Konsequenzen daraus seien in der Kirche aber noch nicht annähernd gezogen, schreibt Stefan Orth. Er hat ein paar Ideen, wie sich das ändern ließe.

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In der katholischen Kirche in Deutschland ging es zuletzt viel um Diversität. Zur Forderung nach mehr Pluralismus sollte auch gehören, die Vielfalt aufgrund von Migration in die katholische Kirche hinein ernster zu nehmen. Bei der Pressekonferenz der Herbstvollversammlung der Bischöfe zum Resümee zehn Jahre nach Angela Merkels "Wir schaffen das" war am Mittwoch davon die Rede, dass 16,7 Prozent der Katholiken in Deutschland keinen deutschen Pass haben. Dazu kommt eine große Zahl von deutschen Katholiken mit Migrationshintergrund.

Die Konsequenzen daraus sind auch in der katholischen Kirche noch nicht annähernd gezogen. Das beginnt damit, dass sich diese Katholiken eben nicht nur in den sogenannten muttersprachlichen Gemeinden finden, sondern überall. Dazu gehört ein inzwischen relevanter Teil an Katholiken aus den Ostkirchen mit eigenen Traditionen.

Es mangelt dabei allerdings an Sichtbarkeit. Auf der Ebene der Hauptamtlichen in der Kirche, Religionslehrerinnen und Religionslehrern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Pastoral ändert sich das bereits, in der Priesterschaft ohnehin. Aber Katholiken mit anderen Wurzeln sind bisher nicht hinreichend in leitende Positionen gelangt. Und sie werden weder in Gremien, noch in synodalen Prozessen ausreichend vertreten.

Schnelle Erfolge für die Wahrnehmung der neuen Realität ließen sich beispielsweise in der Liturgie erreichen. Warum nicht auch in normalen Sonntagsgottesdiensten mehr Lesungen, Fürbitten oder Lieder in der angestammten Sprache derer, die regelmäßig dabei sind? Und warum nicht noch öfter auch bei offiziellen Anlässen Elemente oder gar ganze Gottesdienste, die aus dem Reichtum der ostkirchlichen Riten schöpfen?

Integration in die deutsche Gesellschaft und damit auch in die katholische Kirche in Deutschland muss das Ziel sein. Aber das bedeutet auch, die Vielfalt der Herkünfte nicht auszublenden. Das würde der katholischen Kirche in Deutschland, gerade auch aufgrund ihres so großen Engagements für die Weltkirche, gut anstehen.

Von Stefan Orth

Der Autor

Dr. Stefan Orth ist Chefredakteur der "Herder Korrespondenz".

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.