Kirchen feiern Deutsche Einheit
Der katholische Weihbischof Manfred Grothe verwies auf das Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen und Nationalitäten im geeinten Deutschland: "Die Vielfalt bestimmt unser Land, wir sind dankbar für sie." An dem Gottesdienst nahmen zahlreiche hochrangige Vertreter aus Politik und Gesellschaft teil, darunter Bundespräsident Joachim Gauck, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesratspräsident Volker Bouffier (beide CDU). Gauck betonte in einer anschließenden Rede mit Blick auf den Zustrom von Flüchtlingen, nun gelte es wiederum und neu, die innere Einheit zu erringen.
Die Situation der Flüchtlinge war auch andernorts das beherrschende Thema. Abschotten sei keine Lösung, sagte der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick. "Wenn wir nicht die Ursachen von Flucht und Vertreibung bekämpfen, behindern Stacheldraht und Mauern die Flüchtlinge - verhindern werden sie die Flucht nicht", so der Weltkirche-Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz bei einem ökumenischen Gottesdienst in Nürnberg.
Im Magdeburger Dom riefen der katholische Bischof Gerhard Feige und die evangelische Landesbischöfin Ilse Junkermann dazu auf, die ökumenischen Beziehungen zwischen den Kirchen zum Vorbild für das Zusammenleben zu nehmen. Sich trotz Unterschieden als Einheit zu verstehen, sei ein Modell auch für die Integration von Zuwanderern.
In der Schweriner Propsteikirche Sankt Anna feierten Spitzenvertreter der evangelischen Nordkirche sowie der Erzbistümer Berlin und Hamburg den "Tag der deutschen Einheit". In dem Gottesdienst betonte der Berliner Erzbischof Heiner Koch: "Niemanden dürfen wir als Christen ausgrenzen oder ihm Lebensrechte und Würde absprechen: weder dem ungeborenen Kind noch dem behinderten Menschen, weder dem Flüchtling und Obdachlosen noch dem kranken, nicht leistungsfähigen oder dem sterbenden Menschen."
Der Landesbischof der Nordkirche, Gerhard Ulrich, nannte die Not der Flüchtlinge eine gewaltige Herausforderung und eine Bewährungsprobe für die Einheit. "Wir stehen wie 1989 in Deutschland erneut an einer historischen Schwelle", erklärte Ulrich. "Christen und Kirchen bringen dabei auch heute wieder ihre Fähigkeit ein, gesellschaftliche Veränderungen mitzugestalten."
Im Dom von Meißen rief der katholische Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt die Christen zu weiterem gesellschaftlichem Engagement auf. Protestanten und Katholiken hätten 1989/90 dazu beigetragen, "dass der Weg zur Einheit sich auf friedliche Weise vollzogen hat". Auch heute sollten sie sich mit den kirchlichen Positionen zu Wort melden. Als Beispiele nannte Ipolt die gegenwärtige Diskussion um die Suizidbeihilfe, den Schutz von Ehe und Familie sowie die Erziehung der Kinder und den Schutz der Sonn- und Feiertage. (KNA)