Bischofskonferenz veröffentlicht Preisträger des Katholischen Preises gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus

"Ein überzeugendes christliches Zeugnis"

Veröffentlicht am 13.10.2015 um 12:05 Uhr – Von Steffen Zimmermann – Lesedauer: 
Auszeichnung

Bonn ‐ Die Bischofskonferenz hat die ersten Preisträger des neuen Katholischen Preises gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus bekanntgegeben. Gewonnen haben der Duisburger Pater Oliver Potschien und das Sozialpastorale Zentrum "Petershof".

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Weitere Preisträger sind die ökumenische Initiative "hingucken... denken... einmischen" aus Magdeburg und die Initiative "CAMPUSAsyl" der Katholischen Hochschulgemeinde Regensburg. Diese zweiten Preise sind mit jeweils 2.500 Euro dotiert. Die Preisverleihung findet am 3. Dezember in der Gedenkkirche Maria Regina Martyrum in Berlin statt.

Potschien und das Sozialpastorale Zentrum "Petershof" werden für ihren Einsatz für Flüchtlinge, Migranten und sozial Benachteiligte im Duisburger Stadtteil Marxloh ausgezeichnet. "Inmitten eines Stadtteils, der in der öffentlichen Diskussion meist als sozialer Brennpunkt wahrgenommen wird, leisten Pater Oliver und sein Zentrum einen wegweisenden Beitrag für das Zusammenleben von Menschen verschiedener kultureller und religiöser Prägungen", erklärte der Vorsitzende der Jury des Preises, Bischof Norbert Trelle, der auch Vorsitzender der Migrationskommission der Bischofskonferenz ist.

Unermüdlicher Einsatz für hilfsbedürftige Menschen

Mit unermüdlichem Einsatz stünden Potschien und sein Team hilfsbedürftigen Menschen in Marxloh zur Seite, so Trelle weiter. Im sogenannten "Infirmarium" des Petershofs können sich Menschen ohne Krankenversicherung kostenlos medizinisch behandeln lassen. Darüber hinaus engagieren sich Potschien und der Petershof für eine menschenwürdige Unterbringung von Flüchtlingen und stehen ihnen in materiellen und seelischen Nöten zur Seite. "Pater Olivers Wirken lässt christliche Nächstenliebe, Gastfreundschaft und Barmherzigkeit unter den Bedingungen einer durch Migration geprägten Gesellschaft erfahrbar werden", betonte Trelle.

Potschien kommt aus der Duisburger Abtei Hamborn und arbeitet eng mit den Kirchen und Religionsgemeinschaften vor Ort zusammen. Interreligiöser Dialog geht für den 45-jährigen Prämonstratenser nach eigener Aussage mit der konkreten Verbesserung der Lebensbedingungen in seinem Stadtteil einher. Das Sozialpastorale Zentrum wurde im September 2012 als Reaktion auf die kirchlichen und sozialen Umbruchbewegungen, die sich im Duisburger Norden besonders deutlich abzeichnen, von Potschien ins Leben gerufen.

Der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle.
Bild: ©dpa

Der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle ist Vorsitzender der Jury des Katholischen Preises gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus.

Bei der Magdeburger Initiative "hingucken... denken... einmischen", die mit einem der beiden zweiten Preise ausgezeichnet wird, wirken katholische und evangelische Christen seit acht Jahren gemeinsam rechtsextremistischen Tendenzen in der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt entgegen. Beispiele für das Engagement der Initiative sind nach Angaben der Bischofskonferenz regelmäßige Gedenkzeiten für die Opfer rechter Gewalt auf der "Meile der Demokratie", die Gestaltung einer Straßenbahn zum Thema "Vielfalt erleben" sowie die Unterstützung von Flüchtlingen.

"In einem Umfeld, in dem die Christen nur eine Minderheit darstellen, legt die ökumenische Initiative ein überzeugendes christliches Zeugnis gegen jede Form der Fremdenfeindlichkeit ab", sagte Bischof Trelle. Grundlage für das Engagement der Initiative ist das ökumenische Gemeinsame Wort "Wir brauchen eine Kultur der Aufmerksamkeit", an dem auch der Magdeburger Bischof Gerhard Feige mitgewirkt hat und das alle Christen in Sachsen-Anhalt im Jahr 2007 zu einem entschiedenen Kampf gegen Rechtsextremismus aufgerufen hat.

"Herausragendes Beispiel" für Enthusiasmus und Kreativität junger Christen

Die Initiative "CAMPUSAsyl" der Katholischen Hochschulgemeinde Regensburg wiederum nutzt die Ressourcen und Kompetenzen der Universität, um nicht nur für Flüchtlinge und Asylbewerber, sondern auch mit ihnen eine Willkommens- und Integrationskultur auf den Weg zu bringen. "Die Flüchtlingshilfe der Katholischen Hochschulgemeinde Regensburg ist ein herausragendes Beispiel für den Enthusiasmus und die Kreativität junger Christinnen und Christen", so Bischof Trelle.

Die Einzelprojekte der Regensburger Initiative umfassen unter anderem Maßnahmen zur Sprachförderung in der Erstaufnahmeeinrichtung, in den Gemeinschaftsunterkünften und in Schulklassen, den Aufbau eines Dolmetscherpools, Sport- und Musikangebote sowie interkulturelle Schulungen für ehrenamtlich Engagierte. Mit ihrem Eintreten für die Belange von Flüchtlingen und Asylbewerbern leisteten die gut 200 Regensburger Studierenden zugleich einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung fremdenfeindlicher Ressentiments.

Die Jury des Katholischen Preises gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus

  • Bischof Norbert Trelle, Vorsitzender der Jury, Bischof von Hildesheim, stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, Vorsitzender der Migrationskommission
  • Gabriele Erpenbeck, Vorsitzende des Ökumenischen Vorbereitungsausschusses zur Interkulturellen Woche
  • Peter Neher, Präsident des Deutschen Caritasverbandes
  • Heribert Prantl, Mitglied der Chefredaktion der "Süddeutschen Zeitung"
  • Ingrid Sehrbrock, ehemalige stellvertretende Bundesvorsitzende der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) und Mitglied des Geschäftsführenden Bundesvorstandes des Deutschen Gewerkschaftsbundes
  • Wolfgang Thierse, Bundestagspräsident a. D.
  • Josef Philip Winkler, ehemaliges Mitglied des Deutschen Bundestages, Sprecher des Sachbereichs "Politische und ethische Grundfragen" im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK)
Von Steffen Zimmermann