Dogmatiker Peter Hünermann im Alter von 96 Jahren gestorben

Der Dogmatiker Peter Hünermann ist tot. Der Theologe starb im Alter von 96 Jahren, wie die Osnabrücker Dogmatikerin und Hünermann-Schülerin Margit Eckholt auf Anfrage gegenüber katholisch.de bestätigte. Hünermann starb am Sonntag in einem Pflegeheim in Erligheim bei Ludwigsburg. Das Requiem wird am 2. Januar um 11 Uhr im Rottenburger Dom gefeiert.
Hünermann war von 1982 bis zu seiner Emeritierung 1997 Professor für katholische Dogmatik an der Universität Tübingen. Im Oktober hatte er noch sein 70-jähriges Priesterjubiläum gefeiert. Bis zuletzt war er noch wissenschaftlich tätig, unter anderem als Mitherausgeber eines interkontinentalen wissenschaftlichen Kommentars zu den Dokumenten des Zweiten Vatikanischen Konzils. Im September übergab er die Herausgeberschaft des international bedeutendsten Handbuchs kirchlicher Lehrtexte, des "Denzingers", an den Münsteraner Dogmatiker Michael Seewald.
Die katholisch-theologische Fakultät der Universität Tübingen würdigte Hünermann in einem Nachruf als Theologen und Dogmatiker, "der aus einer tiefen Spiritualität heraus und in kritischer Loyalität die Entwicklung von Theologie und Kirche seit dem Konzil begleitet und mitgestaltet hat". Mit großer Weitsicht habe er seit Beginn der 1970er Jahre die systematische Theologie in Deutschland in internationale Bezüge gestellt und zur Erneuerung der katholischen Kirche aus einer vertieften theologischen Rezeption des Zweiten Vatikanischen Konzils beigetragen. "Peter Hünermann gehört zu den Dogmatikern, die über ihre wissenschaftliche Arbeit Türen in neue Denk-, Lebens- und Glaubenswelten eröffnet haben; viele Schüler und Schülerinnen haben sie betreten", heißt es in dem von seinem Schülerkreis und der Dekanin der Fakultät Saskia Wendel gezeichneten Nachruf.
Einsatz für den Diakonat der Frau
Hünermann wurde 1929 in Berlin geboren. Er studierte ab 1949 Theologie in Rom, wo er 1955 zum Priester geweiht wurde. Nach seiner Promotion kehrte er 1958 nach Deutschland zurück und war zunächst Kaplan und Religionslehrer in Mönchengladbach und Aachen. Ab 1962 forschte er an der Universität Freiburg und bereitete dort seine Habilitationsschrift vor. Seinen ersten Lehrstuhl hatte Hünermann von 1971 bis 1982 in Münster, anschließend blieb er bis zu seiner Emeritierung in Tübingen als Nachfolger Hans Küngs. Sein Schwerpunkt war die theologische Reflexion des Zweiten Vatikanischen Konzils. Theologisch und als Mitglied des Vorstands des Netzwerks Diakonat der Frau setzte er sich für die Weihe von Frauen zu Diakoninnen ein.
1989 wurde Hünermann zum Gründungspräsidenten der Europäischen Gesellschaft für Katholische Theologie gewählt. Von 1994 bis 2019 war Hünermann Herausgeber der im Herder-Verlag erscheinenden theologischen Buchreihe "Quaestiones Disputatae". Von 1985 bis 2003 war Hünermann auch Präsident des Katholischen Akademischen Ausländer-Dienstes (KAAD), einem Stipendienwerk der katholischen Kirche in Deutschland für Wissenschaftler aus Afrika, Asien, dem Nahen Osten, Lateinamerika und Osteuropa. Neben den Universitäten Freiburg und Erfurt verliehen ihm auch Hochschulen in Argentinien und Bolivien die Ehrendoktorwürde. (fxn)
23. Dezember 2025, 9.20 Uhr: Ergänzt um Nachruf der Uni Tübingen.