Anlass ist der Gedenktag des heiligen Stefanus

Katholiken erinnern an verfolgte Christen weltweit

Veröffentlicht am 26.12.2025 um 10:58 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Stefanus gilt als erster Märtyrer der Christenheit. An seinem Gedenktag erinnern katholische Christen an verfolgte Glaubensgeschwister weltweit. In den Gottesdiensten am Zweiten Weihnachtsfeiertag wurde für sie gebetet.

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Die katholischen Christen in Deutschland haben am Zweiten Weihnachtsfeiertag an verfolgte Christen weltweit erinnert. In den Gottesdiensten am Freitag beteten sie insbesondere für Christen in Nigeria. Sie sind immer wieder Zielscheibe islamistischer Terroristen. Anlass ist der katholische Gedenktag des heiligen Stefanus am 26. Dezember, der als erster Märtyrer der jungen christlichen Kirche gilt.

Opfer der Islamisten in Nigeria werden allerdings auch moderate Muslime. So wurden am Mittwochabend im Nordosten Nigerias bei einem Anschlag auf eine Moschee fünf Menschen getötet, wie ein Polizeisprecher mitteilte. 35 Personen wurden demnach verletzt. Unbekannte hatten vor der Moschee auf einem belebten Markt in der Provinzhauptstadt Maiduguri kurz nach Beginn des Abendgebets einen Sprengsatz gezündet. Experten zufolge versuchen Islamisten damit, Aufmerksamkeit zu erzeugen und Ängste zu schüren.

Brutale und furchtbare Situation

Der Erzbischof von Abuja, Ignatius Kaigama, hatte im Vorfeld erklärt, die aktuelle Lage in Nigeria sei "brutal und furchtbar". "Wir sind alle müde wegen dieser Situation, müssen aber darüber sprechen", schrieb er in einer Arbeitshilfe der Deutschen Bischofskonferenz. Er verwies auf die jüngste Welle der Gewalt. So wurden im Bundesstaat Niger am 21. November mehr als 300 Mädchen und Jungen aus dem Internat der katholischen Schule St. Mary entführt.

Entführungen geschehen nach Kaigamas Worten immer wieder in Nigeria. Er hoffe auf effektive Lösungen, berichtete zugleich über ein informelles Treffen mit Staatspräsident Bola Tinubu. Die USA haben in der Nacht zu Freitag einen Militärschlag in Nigeria durchgeführt. Ziel des Angriffs waren laut Pentagon Dschihadisten im Nordwesten des Landes. Zuvor hatte Präsident Donald Trump gedroht, militärisch einzugreifen, falls die "Tötung von Christen" nicht aufhöre. "Wir waren erleichtert, als er das aussprach", sagte Kaigama. Der US-Präsident habe Autorität und "uns gezeigt, was falsch läuft". Der Erzbischof forderte daher auch mehr klare Statements und aktives Engagement aus Europa. Allerdings, so Kaigama, hätten Verantwortliche in Nigeria mit einbezogen werden müssen. Bomben und Waffen lösten die Probleme nicht. Man müsse die Wurzeln erkennen.

Holzschnittartige Bewertungen helfen nicht

Auch der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, der Augsburger Bischof Bertram Meier, warnte vor holzschnittartigen Bewertungen. Ob Taten religiös motiviert oder ob andere Interessen im Spiel seien, lasse sich oft nur schwer beurteilen. Meier betonte die Komplexität des Landes. "Denn ganz offenkundig greifen gerade in Nigeria, einem Land von vibrierender Religiosität, ethnische, politische, materielle und religiöse Faktoren allzu oft ineinander." Man spreche oft von "religiösen" Konflikten, auch wenn die primären Ursachen anderer Natur seien.

Nigeria zählt mehr als 235 Millionen Einwohner und ist das bevölkerungsreichste Land Afrikas. Im Süden sind Christen in der Mehrheit; im Norden, wo in zwölf Bundesstaaten die islamische Scharia gilt, Muslime. Seit den 2000er Jahren konnten sich radikal islamistische Gruppierungen wie Boko Haram ausbreiten. Nigeria erlebt allerdings auch Bandenkriminalität. (KNA)