"Staat muss Gewaltmonopol wahrnehmen"
Laut Mitteilung des Senders kritisierte er eine "Verrohung" und einen "Abfall von Grundwerten und Grund-Kommunikationsstilen", die man in Deutschland bisher gewahrt habe: "Ich befürchte ein bisschen, in manchen Gruppen wird es schick, sogar die Demokratie abzulehnen - und dann wird es wirklich brandgefährlich."
Koch: Mit Pegida kann man nicht mehr sprechen
Der Kern der ausländerfeindlichen Pegida-Bewegung sei so rechtsradikal, dass man mit ihm nicht mehr sprechen könne, weil es keine Bereitschaft zum Zuhören gebe. Koch hatte als früherer Bischof von Dresden-Meißen noch das Gespräch mit der Pegida-Bewegung gesucht. Dies hält er nun für einen Fehler. Er betonte aber, dass nicht jeder, der Fragen zum Zustrom von Flüchtlingen stelle, deshalb rechtsradikal sei.
Zugleich rief Koch den Staat auf, klare Grenzen zu ziehen und sein Gewaltmonopol wahrzunehmen. Auch die Kirche müsse sich deutlicher gegen jede Form der Gewalt positionieren. "Wir müssen vor allem die rausreißen, die da mitrennen, die diesen Wahnsinnigen hinterherrennen", so der Erzbischof.
AfD demonstriert im Dunkeln
Derweil fand eine Demonstration der Partei "Alternative für Deutschland" (AfD) am Mittwochabend in Erfurt vor der Kulisse eines dunklen Dombergs statt. Das Bistum Erfurt hatte die Beleuchtung durch Scheinwerfer als Zeichen des Protestes nicht eingeschaltet. Es wollte nach eigenen Angaben verhindern, dass ein angestrahlter Domberg "als Kulisse für die AfD-Veranstaltung herhalten muss". Der Auftakt der Kundgebung wurde zudem vom Glockenläuten mehrerer Erfurter Kirchen als "Aufruf zu Frieden und Mitmenschlichkeit" begleitet.
Redner der AfD-Veranstaltung, bei der nach Schätzung der Polizei rund 4.000 Menschen gegen die Flüchtlingspolitik demonstrierten, kritisierten die Entscheidung. In der ZDF-Nachrichtensendung "heute-plus" sagte dazu am Donnerstag der Erfrurter Bischof Ulrich Neymeyr, die Bauten auf dem Domberg hätten nicht als "schöne Kulisse" für die Demonstration dienen sollen. Bei den bisherigen Veranstaltungen der "Alternative für Deutschland" seien Töne zu hören gewesen, die mit seinem Verständnis von Mitmenschlichkeit und "Einfühlung in die Lage von Menschen, die in großer Not zu uns kommen", unvereinbar seien.
Halb so viele Teilnehmer wie zwei Wochen zuvor
Die Kundgebung der Partei hatte etwa halb so viele Teilnehmer wie die vorherige Demonstration vor zwei Wochen. Zugleich kamen rund 2.500 Gegendemonstranten. Der Polizei gelang es nach eigenen Angaben, beide Lager auf Distanz zu halten. In der überfüllten Erfurter katholischen Lorenzkirche und der evangelischen Andreaskirche fanden anlässlich der AfD-Kundgebung ökumenische Friedensgebete statt. (gho/dpa/KNA)
22.10.2015, 12.20 Uhr: Statement von Bischof Neymeyr ergänzt.