Die Tradis sind mittendrin
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Es ist der Traum vieler Rom-Pilger, einmal über die Via della Conciliazione zu schreiten, den Obelisken und Petersplatz immer näher kommen zu sehen und schließlich in den Petersdom einzuziehen. Für eine ganz besondere Pilgergruppe wurde das nun zum vierten Mal Wirklichkeit: die Wallfahrer des "Coetus Internationalis Summorum Pontificum", im Kirchen-Sprech auch als "Tradis", Traditionalisten, bekannt.
Diese Gruppe ehrt vor allem die Tradition der tridentinischen Messe, wie sie bis vor dem neuen Messbuch Papst Pauls VI., also bis in die 1960er-Jahre, gefeiert wurde. Der Kirchenkenner erahnt das bereits, wenn er den lateinischen Titel der Pilgergruppe liest, denn "Summorum Pontificum" ist der Titel des Apostolischen Schreibens von Papst Benedikt XVI., mit dem er 2007 die sogenannte "außerordentliche Form" als zweite Form des römischen Ritus anerkannte. Bis dahin war die lateinische Messe zwar nicht verboten, jedoch nur mit Sondergenehmigung erlaubt.
Ein heiliges Spektakel
Seit dem Motuproprio Benedikts schwärmen Intellektuelle wie Martin Mosebach ("Häresie der Formlosigkeit"), aber auch einfache Gläubige vom alten Ritus, bei dem der Priester mit den Gläubigen gemeinsam in eine Richtung blickt. Viel Symbolik, prächtige Messgewänder vergangener Zeiten und Chorröcke mit Spitze machen die Liturgie zu einem heiligen Spektakel, das aber auch von Stille und Anbetung getragen ist. Das zieht viele Menschen an, wie die Wallfahrt in Rom zeigt: Die kleine Kirche kann die vielen Gläubigen kaum fassen. Viele knien betend neben den Bänken auf dem Steinboden nieder, bis der argentinische Bischof Juan Rodolfo Laise feierlich einzieht.
Die Theatralik der Pontifikalvesper, untermalt von Schola-Gesängen und lateinischen Gebeten, schlägt in Stille um, als die Anbetung vor dem "Allerheiligsten" gehalten wird. Das heißt, als die Eucharistie in der Strahlenmonstranz aufgestellt wird. Auch der zuvor fast wie ein Monarch eingeführte Bischof kniet nieder. Viele junge Menschen, die mit dieser Form der Liturgie eigentlich nicht aufgewachsen sein können, sind gekommen. Gerade diese geraten draußen vor der Kirchentür ins Schwärmen über die alten Bräuche.
Nicht "konservativ" oder "liberal", sondern "katholisch"
Neben Benedikt XVI. gibt es im Vatikan noch weitere Unterstützer der jahrhundertealten Liturgie: Im letzten Jahr wurde die Messe für die Wallfahrer im Petersdom von Raymond Kardinal Burke zelebriert, der mittlerweile zu einer Art Held für die Konservativen geworden ist. Mit Guido Pozzo, dem Sekretär der Ecclesia-Dei-Kommission, war ein weiteres Mitglied der Kurie als Zelebrant vertreten.
Als die Pilger schließlich am dritten Tag der Wallfahrt als Höhepunkt die Treppen zum Petersdom hinaufsteigen und damit in das Herz des Vatikans vordringen, wird klar: Auch wenn sie in manchen Augen eine Randgruppe von Rückwärtsgewandten sein mögen, sind die "Tradis" doch mittendrin. Voller Inbrunst singen Italiener, Deutsche, Franzosen und Amerikaner gemeinsam das Glaubensbekenntnis auf Latein. In diesem Moment gibt es kein Etikett, auf dem "konservativ" oder "liberal" steht, sondern nur eines: "katholisch".