Perfektes Dinner, heute und vor 2.000 Jahren
Frage: Pfarrer Brecht, herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Sieg! Waren Sie aufgeregt an dem Abend, an dem die Sendung aufgezeichnet wurde?
Brecht: Ja, schon. Ich glaube, es war bei allen Kandidaten eine große Spannung dabei: Wie wird das? Gelingt das, was ich mir ausgedacht habe? Schmeckt es den Gästen? Der Beginn, der Nachmittag mit dem Schnippeln der Zutaten, zuvor das Einkaufen - das war für mich alles noch sehr locker. Aber dann habe ich schon gemerkt, dass die Spannung steigt.
Frage: Wann haben Sie zum ersten Mal daran gedacht, dass Sie möglicherweise gewinnen könnten?
Brecht: Beim Hauptgang war das Fleisch zu kurz im Ofen - ich musste es dann nochmal nachgaren. Aber das haben die Gäste beim Geschmack offensichtlich nicht bemerkt. Jedenfalls ist diese kleine Panne nicht aufgefallen. Beim Nachtisch gab es dann nochmal eine brenzlige Situation. Es gab selbstgemachtes Rosmarin-Limetten-Eis unter einer sogenannten "Meringue-Haube". Dafür müssen Eiweiß und Puderzucker ungefähr zwanzig Minuten in der Küchenmaschine zu Eischnee geschlagen werden - die richtige Konsistenz ist da ganz wichtig. Der Ablauf hat sich aber wegen der Interviews mit den Gästen etwas verzögert. Es hätte also sein können, dass der Eischnee gerinnt oder gar nichts wird, da hatte ich etwas Angst. Aber als ich die Masse auf das Eis gegeben habe, war sie wunderbar steif. Da war mir klar: Dieser Nachtisch ist der Renner. Er rundet das Essen perfekt ab. Auch die Weinauswahl - bei der mich zwei befreundete Pfälzer Spitzenwinzer beraten haben - war aus meiner Sicht perfekt. Von daher war ich schon sehr zufrieden mit der Gesamtleistung.
Frage: Wie kamen Sie auf die Idee, beim "Perfekten Dinner" mitzumachen?
Brecht: Das war gar nicht meine Idee. Ich wurde von der Casting-Agentur angefragt, ob ich Lust hätte, mitzumachen. Ich habe aber keinen Fernseher zu Hause, von daher wusste ich gar nicht recht, worum es geht - ich hatte ich die Sendung noch nie gesehen. Am Sonntag darauf - da wurde in meiner Gemeinde Firmung gefeiert - habe ich dann den Gruppenleitern davon erzählt. Und die meinten gleich, das sei keine Trash-Sendung, sondern etwas Hochspannendes. Ich hab dann im Netz ein paar Clips angeschaut und fand, da kann man auf jeden Fall mitmachen. Dann war ich beim Casting und das lief recht gut. Mittlerweile habe ich sogar mitbekommen, dass auch Ältere die Sendung gern schauen: Ein Herr aus der Gemeinde erklärte, dass er es besser fände, wenn Sitzungen um 20 Uhr statt um 19:30 Uhr beginnen. Dann könne er noch das "Perfekte Dinner" sehen…
Frage: Ein gängiges Klischee über Priester ist, dass sie sich die Dinge des praktischen Lebens von ihren Haushälterinnen abnehmen lassen. Wer kocht bei Ihnen im Pfarrhaus - Sie oder Ihre Haushälterin?
Brecht: Ich habe keine Haushälterin, hatte noch nie eine (lacht). Mit dem Kochen habe ich schon mit acht, neun Jahren angefangen. Wir hatten zu Hause eine Bäckerei. Freitagsnachmittags habe ich dem Papa dann beim Kuchenbacken geholfen. Danach ging es in die Küche und ich habe ihm verschiedene Rührei-Varianten kredenzt. Ohne Fleisch und Wurst, wie es sich freitags gehört in einem katholischen Haushalt, aber mit allem anderen, was zur Verfügung stand. Zwiebeln, Knoblauch, Gewürze, Kräuter: ich habe die ganze Palette getestet. Und der Papa hat es brav gegessen und kommentiert, ob es ihm schmeckt oder nicht. So bekam ich ein Gespür dafür, wie sehr man den Geschmack mit Kräutern und Gewürzen variieren kann. Im Studium sind wir meistens im Priesterseminar versorgt wuorden, aber ein Jahr lang war ich zum Auslandssemester in Wien. In dieser Zeit habe ich mich selbst versorgt und richtig Spaß am Kochen bekommen. Und mittlerweile hab ich sogar schon an zwei Koch- und einem Weinbuch mitgewirkt. Das war eine schöne Sache.
Frage: Wie war beim "Perfekten Dinner" die Atmosphäre unten den Teilnehmern? Gab es einen versteckten Konkurrenzkampf?
Brecht: Das war sehr entspannt und harmonisch. Klar hat man gemerkt, dass jeder gern gewinnen will. Das ist aber verständlich, sonst würde man sowas ja nicht machen. Es gab aber keine Zickereien, sondern es waren schöne Abende.
Frage: Haben Sie die Kamerateams nervös gemacht?
Brecht: Nein. Die Teams haben sehr einfühlsam gearbeitet. Wo es Ängste gab, haben sie sie genommen und einfach geschaut, dass es gut läuft. Das war eine ganz angenehme, ruhige Sache. Was durch die Kamerateams und die Interviews, die geführt wurden, etwas erschwert wurde, war der zeitliche Ablauf. Es wurde teilweise schon eng beim Kochen - so wie mit dem Nachtisch. Da spürte ich schon Druck.
Frage: Wie haben die anderen Teilnehmer auf Ihr Priestersein reagiert?
Brecht: Sie waren überrascht. Ich hatte aber nicht damit gerechnet, dass da große Vorurteile kommen und so war es dann auch. Im Gegenteil: Ich wurde ernsthaft gefragt, wie ich zum Priesterberuf gekommen bin, was bei der Entscheidung für mich wichtig war. Ich fand es sehr wertvoll, meine Berufungsgeschichte erzählen zu können, und es war auch schon gleich am Montagabend auf Sendung. Und beim Kochen gestern haben wir den Aperitif ja in der Galerie der Marienkirche genommen: Das war für mich die Möglichkeit, zur Primetime-Sendezeit das an Botschaft zu vermitteln, was mir wichtig und wertvoll ist: Für mich fand das perfekte Dinner schon vor 2.000 Jahren statt! Und wir feiern es regelmäßig am Altar in unsere Kirche!
Frage: Was sagt Ihre Gemeinde dazu, dass Sie beim "Perfekten Dinner" mitgemacht haben?
Brecht: Die Rückmeldungen, die ich bis jetzt bekommen habe, sind positiv. Ich glaube, viele waren gespannt wie ein Flitzebogen, wie das Kochen am Freitag laufen würde - und freuen sich jetzt sicher mit mir. Aber am Sonntag steht ja schon das nächste Großevent an. Dann wird der Allerheiligengottesdienst in der ARD um 10 Uhr live aus unserer Kirche übertragen. Aber wir haben uns diese Woche ja schon warm gelaufen (lacht).
Das Menü
- Hauseigener Secco
- Dreierlei vom Pfälzer Saumagen (Weinprinzessinnen-Pastete, Saumagen im Spinatrock, Saumagen auf Winzersektkraut)
- Rücken vom Pfälzer Weidelamm im Kartoffelmantel an Saison-Gemüse
- Rosmarin-Limetten-Eis