Skandal um die Weitergabe vatikanischer Dokumente geht weiter

Jetzt ermittelt Italiens Justiz

Veröffentlicht am 05.11.2015 um 14:15 Uhr – Lesedauer: 
"Vatileaks 2"

Rom ‐ Gegen Francesca Chaouqui, eine der beiden Hauptverdächtigen im Skandal um die Weitergabe vatikanischer Dokumente an Journalisten, ermittelt auch die italienische Justiz. Der Vorwurf: Erpressung und der unerlaubte Zugriff auf Computer.

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Ihr Ehemann, der Informatiker Corrado Lanino, stand demnach bis vor einiger Zeit als Webmaster in vatikanischen Diensten. Er sei hier für Angelegenheiten der niedrigsten Sicherheitsstufe zuständig gewesen, so die Zeitung. Die beiden sollen mit den von Computern unerlaubt kopierten Dokumenten versucht haben, die Betroffenen zu erpressen. Hierbei soll es laut dem Bericht auch um Konten der Vatikanbank IOR sowie um mögliche Schmiergelder in Heiligsprechungsverfahren gehen.

Die 33-jährige PR-Expertin war am Wochenende von der vatikanischen Gendarmerie wegen des Verdachts auf Geheimnisverrat vorübergehend festgenommen worden. Aufgrund ihrer Kooperationsbereitschaft mit den Ermittlern wurde sie am Montag wieder auf freien Fuß gelassen. Sie beteuerte ihre Unschuld und belastete den gemeinsam mit ihr festgenommenen ranghohen Vatikan-Geistlichen Lucio Angel Vallejo Balda. Die vatikanischen Ermittler warfen beiden vor, zwei italienischen Journalisten vertrauliche Dokumente zugespielt zu haben. Deren Bücher sind an diesem Donnerstag erschienen.

Der Vatikan hatte die beiden Enthüllungsbücher und deren Autoren bereits zu Wochenbeginn scharf verurteilt. Sie seien "die Frucht eines schwerwiegenden Verrats jenes Vertrauens", das Papst Franziskus gewährt habe. Der vatikanische Staatsanwalt prüfe rechtliche Schritte. Die Verbreitung von vertraulichen Informationen und Dokumenten wurde nach der "Vatileaks-Affäre" als eigener Straftatbestand in das Strafrecht des Vatikanstaates aufgenommen. (bod/KNA)