Woelki: Auf Worte müssen Taten folgen
Woelki kritisierte erneut mit scharfen Worten die deutschen Rüstungsgeschäfte. Der Terror, "der seine grauenhafte Fratze seit dem 13. November auch uns Europäern entgegenhält", werde zum Teil "ermöglicht, verschärft und verlängert durch unsere Waffenexporte", so Woelki. Deutschland exportiere Waffen in einem noch nie dagewesenen Umfang. Allein 2011 sei dadurch ein Außenhandelsüberschuss von 6,7 Milliarden Euro erwirtschaftet worden.
"Bewusstsein für Realitäten schaffen"
"Und wir alle verdienen daran", hob der Kölner Erzbischof hervor. Die daraus resultierenden Steuereinnahmen flössen etwa in Straßenbau und Kindertagesstätten. "In diese Kitas wollen nun auch diejenigen gehen, die genau vor diesen Waffen geflohen sind und aus deren Verkaufsgewinn sie mitfinanziert werden", machte Woelki deutlich. "Das ist eine Realität, der wir uns zu stellen haben. Und wir dürfen nicht aufhören, für solche Realitäten Bewusstsein zu schaffen."
Bei dem Vortrag schnitt Woelki aber auch noch ein ganz anderes Thema an: das Lebensende. Wenige Wochen nach der Verabschiedung der Gesetze zu Sterbehilfe und zu Hospiz- und Palliativmedizin forderte er, die katholische Kirche müsse bei der Hospizversorgung Vorbild sein. "Diesen Anspruch müssen wir haben, da müssen wir Vorreiter sein, weil sonst dieser Kampf, den wir in den letzten Wochen und Monaten geführt haben, ad absurdum geführt wird." Die deutschen Bischöfe hätten sich intensiv an der gesellschaftlichen Debatte über den assistierten Suizid beteiligt, die der Entscheidung des Bundestags vorausgegangen war. Dabei hatten sie die Beihilfe zur Selbsttötung abgelehnt und sich stattdessen für den großflächigen Ausbau von Palliativ- und Hospizmedizin eingesetzt.
"Nicht nur auf die Refinanzierung schielen"
Woelki sagte nun, erforderlich sei in kirchlichen Einrichtungen ein "ausdifferenziertes, hervorragendes palliativmedizinisches System" sowie eine personelle Ausstattung, die Begleitung möglich mache und auch Seelsorge biete. Dabei dürfe die Kirche "nicht nur auf die Refinanzierung schielen", erklärte der Kölner Erzbischof. Vielmehr müsse sie sich ihre Arbeit im "Grenzbereich zwischen Leben und Tod" etwas kosten lassen. Wenn Leitbilder nicht durch Taten abgedeckt seien, "sind das alles fromme Sprüche, die man sich eigentlich sparen kann".
Das die öffentliche Diskussion seit Monaten dominierende Thema ist der Umgang mit den Flüchtlingen, die in Deutschkand ankommen. Auch in Bezug darauf hat der Kardinal eine klare Meinung: "Das christliche Abendland, zu dem ja auch der heilige Nikolaus seinen Beitrag geleistet hat, retten wir nicht, indem wir die Grenzen dicht machen, sondern, indem wir Obdachlosen ein Zuhause, Hungernden zu essen geben und Kranke versorgen", erklärte er bei der Veranstaltung. (gho/KNA)