Neymeyr kritisiert Kanzlerin
Den Balkanstaaten oder afrikanischen Staaten gehe dadurch eine "junge, agile Generation verloren", die helfen könne, in ihren jeweiligen Heimatländern die Situation zu verändern.
Zugleich betonte Neymeyr: "Aber wenn es so viele Asylbewerber gibt, denen zu Hause Gefahr für Leib und Leben droht, dann müssen wir sie bei uns aufnehmen, und wir müssen Möglichkeiten finden, damit fertig zu werden." Der Bischof warnte in diesem Zusammenhang vor zu hohen sicherheitspolitischen Forderungen: "Ich kann verstehen, dass es Sicherheitsbedenken gibt, wenn Flüchtlinge unregistriert ins Land kommen. Aber wir dürfen das auch nicht überdramatisieren."
Neymeyr: Keine Einigkeit unter europäischen Bischöfen
Neymeyr bedauerte, dass es unter den katholischen Bischöfen "keine europäische Einmütigkeit" in der Flüchtlingsfrage gebe. "Wir diskutieren und streiten darüber, kommen aber nicht auf einen Nenner", sagte der Erfurter Oberhirte mit Blick auf die restriktive polnische Flüchtlingspolitik, die von der dortigen katholischen Kirche mitgetragen wird.
Zum Erfolg der Alternative für Deutschland (AfD) erklärte er, viele Menschen hätten zu Unrecht den Eindruck, nur auf AfD-Kundgebungen könne Kritik an der Flüchtlingspolitik geäußert werden. Diese Einschätzung teile er jedoch nicht: "Ich habe das Gefühl, dass derzeit alle Optionen der Flüchtlingspolitik öffentlich diskutiert werden können, ohne dass deswegen jemand in die rechtsextreme Ecke gestellt wird." Er selbst habe sich gegen einen Winterabschiebestopp in Thüringen angesichts der hohen Flüchtlingszahlen ausgesprochen, und "diese Meinung wurde akzeptiert".
Ablehnende Mails und Briefe
Das Bistum Erfurt hatte während der wöchentlichen AfD-Kundgebung auf dem Erfurter Domplatz im Oktober und November die Beleuchtung des Dombergs abgeschaltet. Für diesen Protest gegen die fremdenfeindlichen AfD-Äußerungen hatte die Bistumsleitung auch Kritik bekommen. Bischof Neymeyr erhielt nach eigenem Bekunden ungefähr 200 Mails und Briefe, die "zum größten Teil ablehnend und oft beleidigend formuliert waren". (gho/KNA)