Katholiken und Orthodoxe feiern Ende gegenseitiger Exkommunikation

Feier eines historischen Schritts

Veröffentlicht am 06.12.2015 um 19:07 Uhr – Lesedauer: 
Drei Kirchenmänner unterschiedlicher Konfessionen sitzen in einer Reihe
Bild: © KNA
Ökumene

München ‐ Mit einer Feierstunde haben die deutschen Kirchen an die Aufhebung der wechselseitigen katholisch-orthodoxen Exkommunikation vor 50 Jahren erinnert. 900 Jahre gegenseitige Verdammung waren damals zu Ende - ein ökumenischer Meilenstein.

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Am 7. Dezember 1965 hatten der damalige orthodoxe Patriarch Athenagoras I. und Papst Paul VI. die bei der Kirchentrennung von 1054 ausgesprochene gegenseitige Verdammung für unwirksam erklärt. Der Schritt gilt als ökumenischer Meilenstein.

Der Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland, Metropolit Augoustinos, sagte bei der Münchner Feier, die Versöhnung sei "Anlass zu Dankbarkeit". Gerade in der Bundesrepublik sei in und zwischen den Kirchen viel geschehen. "Den weiteren Weg gehen wir miteinander und zueinander", fügte der Metropolit hinzu. Die Zahl der in Deutschland lebenden orthodoxen Christen wird auf rund 1,3 Millionen geschätzt.

Marx: "Nur gemeinsam können wir weitergehen"

Marx sagte, die Trennung zwischen Katholiken und Orthodoxen sei "Ausdruck von Unweisheit" gewesen. Die Christen sollten das Geschehene nicht einfach vergessen, aber hinter sich lassen. "Nur gemeinsam können wir weitergehen." So sei etwa die Sorge um die Flüchtlinge eine "Gelegenheit, eine Ökumene des Lebens, der Begegnung und des Miteinanders voranzubringen". Marx warnte vor einer "Angst-Ökumene" nach der Devise: "Wir sind so wenige, also wollen wir doch wenigstens gemeinsam ein wenig stärker sein."

An der Feier in der Münchner griechisch-orthodoxen Allerheiligenkirche nahmen auch der Ratschef der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, sein Vorgänger Johannes Friedrich, der Ökumenebeauftragte der katholischen Bischofskonferenz, Bischof Gerhard Feige, sowie Münchens Alterzbischof Kardinal Friedrich Wetter teil. Im Kulturzentrum der Kirche wurde statt eines Weihnachtsbaums ein Boot aufgestellt, um auf die dramatische Lage der Flüchtlinge im Mittelmeer aufmerksam zu machen.

Franziskus: Keine unüberwindbaren Streitfragen mehr

Athenagoras I. und Paul VI. hatten 1965 in einem gemeinsamen Papier festgehalten, dass sie die 900 Jahre zuvor verkündeten Exkommunikationen, "deren Erinnerung einer Annäherung in der Liebe bis heute hindernd im Wege steht, bedauern, aus dem Gedächtnis und der Mitte der Kirche tilgen und dem Vergessen anheimfallen lassen". Die Erklärung erfolgte einen Tag vor dem Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965), bei dem wegweisende Erklärungen zur Rolle der katholischen Kirche in der modernen Welt und ihrem Verhältnis zu anderen Konfessionen und Religionen beschlossen wurden.

Papst Franziskus hatte vor wenigen Tagen erklärt, zwischen Katholiken und Orthodoxen gebe es keine unüberwindbaren Streitfragen mehr. Der Weg zur vollen eucharistischen Einheit könne durch Gebet, Dialog und mit reinem Herzen gelingen, heißt es in einer Grußbotschaft an den orthodoxen Patriarchen Bartholomaios I. anlässlich des Andreasfestes am 30. November. Mit der Rücknahme des wechselseitigen Banns von 1965 hätten die Kirchen nach den Worten Jesu gehandelt, der die Einheit seiner Kirche wolle, so Franziskus. Seitdem sei die Ökumene weit vorangekommen. (gho/KNA)

06.12.2015, 19.30 Uhr: ergänzt um die Statements von Kardinal Marx und Metropolit Augoustinos

Aus "Beobachtern" werden "Brüder"

Am 4. Dezember 1965 feierte Papst Paul VI. den ersten ökumenischen Gottesdienst. Eigentlich war Katholiken eine aktive Teilnahme an nicht-katholischen Gottesdiensten streng untersagt. Doch das Zweite Vatikanische Konzil ging andere Wege.