"Das Kapitel wird nie zu Ende sein"
2010 war die katholische Kirche vom Skandal um jahrzehntelangen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen erschüttert worden. Die meisten Fälle lagen lange zurück, stammten aus den 1950er und 1960er Jahren. "Manche Menschen melden sich mit einer großen zeitlichen Verzögerung, weil sie dann erst die Kraft spüren, es zu sagen", sagt Ackermann.
Bisher hat die Deutsche Bischofskonferenz nach eigenen Angaben bei rund 1.600 Opfern die Zahlung einer finanziellen Entschädigung empfohlen, die über die jeweiligen Bistümer oder Orden erfolgt. Anfang November war im Bistum Hildesheim der Fall eines Mannes bekanntgeworden, der angab, als Junge vom früheren Bischof Heinrich Maria Janssen vor rund 60 Jahren missbraucht worden zu sein.
"Nicht nur rückwärts schauen"
Aus der jüngsten Vergangenheit gebe es dagegen "wenige Fälle", die gemeldet würden, sagte Ackermann. "Ich glaube, dass aktuell die Gefahr, dass es vorkommt, wesentlich geringer ist, weil die Menschen wachsamer und sensibler geworden sind." Die katholische Kirche habe ein Bündel an Präventionsmaßnahmen auf den Weg gebracht, um künftigen Missbrauch zu verhindern. "Aber dass das nie mehr vorkäme, diese Illusion mache ich mir nicht", sagte der Bischof.
Ackermann kündigte an, er wolle seine Arbeit als Beauftragter zur Aufarbeitung des Missbrauchsskandals künftig "anders akzentuieren". "Es ist richtig, nicht nur rückwärts zu schauen. Es geht um einen sicheren Raum für Kinder und Jugendliche - und wir setzen uns auch gesellschaftlich dafür ein." (stz/dpa)