Bischofsstuhl ab sofort vakant

Papst nimmt Rücktritt von Bischof Mussinghoff an

Veröffentlicht am 08.12.2015 um 12:45 Uhr – Lesedauer: 
Porträt von Heinrich Mussinghoff
Bild: © KNA
Bistum Aachen

Aachen/Vatikanstadt ‐ Der Aachener Bischofsstuhl ist ab sofort vakant: Papst Franziskus hat am Dienstag das Rücktrittsgesuch von Bischof Heinrich Mussinghoff angenommen. Der dienstälteste Weihbischof Karl Borsch wird das Bistum vorerst leiten.

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"Ich bin Papst Franziskus dankbar, dass er mir auf meine Bitte hin die Last der Verantwortung für die Leitung des Bistums Aachen nach über 20 Jahren abgenommen hat", erklärte Mussinghoff. "Es waren gute Jahre, aber sie waren nicht ohne große Herausforderungen." In seinem ganzen Leben als Priester und Bischof sei es ihm darum gegangen, "in der Treue zum Evangelium in der Kirche und durch die Kirche Menschen zu ermutigen, Christus kennenzulernen, Freundschaft mit ihm zu schließen".

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, würdigte  Mussinghoff in einem Brief als engagierten Bischof und Hirten, Seelsorger und Priester und dankte ihm für den langjährigen Dienst und die Wegbegleitung innerhalb der Bischofskonferenz. 20 Jahre habe Mussinghoff die Arbeit der deutschen Bischöfe ganz wesentlich mitgeprägt. Und als Wissenschaftler habe er "gerade im kirchenrechtlichen Bereich viel – über die Grenzen Deutschlands hinaus – geleistet".

Marx: "Du hast mutig eingegriffen"

Ein besonderer Dank gelte Mussinghoff laut Marx für dessen langjährigen Vorsitz der Unterkommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum: "Wann immer durch Diskussionen das Verhältnis der Kirche oder der Gesellschaft zum Judentum gefährdet wurde, hast Du mutig eingegriffen, zum Beispiel auch während der unseligen Debatte zum Thema Beschneidung." Der zurückgetretene Oberhirte ließe keine Zweifel daran aufkommen, "dass die Kirche ihren Weg an der Seite Israels zu gehen hat".

Mussinghoff wurde am 11. Februar 1995 zum Bischof von Aachen geweiht. Von 1999 bis 2011 war er stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Seit 1995 gehört er dem obersten Gericht der Kirche, der Apostolischen Signatur in Rom, und seit 1999 der Kleruskongregation im Vatikan an. Innerhalb der Bischofskonferenz leitete er seit 1996 die Kommission für Fragen der Wissenschaft und Kultur; 2006 wurde er auch Vorsitzender der von den Bischöfen neu errichteten Unterkommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum.

Der Kirchenrechtsexperte stammt aus dem münsterländischen Osterwick nahe Coesfeld. 1968 empfing er in Münster die Priesterweihe. 1995 weihte ihn der Kölner Kardinal Joachim Meisner zum Bischof.  Mussinghoff hat sich besonders für die Aussöhnung mit den Juden engagiert. Bei einem vielbeachteten Besuch in Polen bekannte er die Schuld der Kirche in der NS-Zeit, in der es nicht viel Widerstand gegen den Völkermord an den Juden gegeben habe. Auch hätten die deutschen Bischöfe den "Angriffskrieg auf das katholische Land Polen" nicht laut verurteilt. (bod/KNA)

08.12.2015, 17.55 Uhr: ergänzt um die Würdigung durch Kardinal Marx