Louis Pfeiffer schreibt die Weihnachtsgeschichte auf Christbaumkugeln

Große Geschichte auf kleinem Platz

Veröffentlicht am 15.12.2015 um 00:01 Uhr – Von Gabriele Höfling – Lesedauer: 
Weihnachten

Oldenburg ‐ Der Rentner Louis Pfeiffer hat ein ungewöhnliches Hobby: Er schreibt die Weihnachtsgeschichte per Hand mit einem Stift auf Christbaumkugeln. Wie er dazu kam und was mit den fertigen Kugeln passiert, erklärt er im Interview mit katholisch.de.

  • Teilen:

Frage: Herr Pfeiffer, wie sind Sie auf die Idee gekommen, Christbaumkugeln ausgerechnet mit der Weihnachtsgeschichte zu beschreiben?

Pfeiffer: Ich habe 2008 von einer Bekannten eine solche Kugel geschenkt bekommen. Sie hatte einmal fünf Kugeln bei einer Bekannten gekauft hat, die inzwischen gestorben war. Die letzte der Kugeln wollte sie nun mir schenken. Das fand ich ganz reizend. Sie sagte noch dazu: Du machst doch auch gerne so "Fummelkram", das wäre doch sicher was für Dich! Aber zunächst wollte ich das nicht.

Frage: Und dann?

Pfeiffer: Ein Jahr später habe ich mir die Kugel dann in der Vorweihnachtszeit nochmal genauer angeschaut und festgestellt, dass sie Lücken hat. Es fehlten ganze Sätze und der Text endete auch eigenartig, mit "Stille Nacht, heilige Nacht". Das passte so gar nicht zur Weihnachtsgeschichte. Da dachte ich, offensichtlich hat die Schreiberin die Geschichte nicht komplett auf die Kugel bekommen - aber das müsste doch gehen! Ich habe schon immer sehr gerne sehr klein geschrieben und habe dann ein paar Versuche gestartet. Nach ein paar Mal und mit einem anderen Stift ist es mir dann tatsächlich gelungen. Die ersten Kugeln habe ich verschenkt. Dann kamen schon die Nachfragen nach mehr.

Frage: Ist das Schreiben für Sie auch Ausdruck Ihres Glaubens?

Pfeiffer: Eigentlich bin ich gar nicht so ein gläubiger Mensch. Aber die Weihnachtsgeschichte bedeutet für mich schon die Begründung des Christentums. Da ist es entstanden.

Frage: Wie genau bemalen Sie die Kugeln?

Pfeiffer: Dazu benutze ich besondere Lackstifte. Je nach Kugel muss ich variieren: mal ist ein Stift zu dick, mal zu dünn, einmal kleckst er, mal will er gar nicht, mal ist er zu warm oder zu kalt für das Material. Das ist etwas tückisch, aber mittlerweile weiß ich, wie man damit umgehen muss. Wenn Platz ist, kommen noch Verzierungen auf die Kugel, zum Beispiel ein Schneestern oder ein schneebedecktes Haus. Die Schriftfarbe ist meistens weiß, aber die Kugeln haben ganz unterschiedliche Farben, gold, silber, rot. Manche sind auch durchsichtig - was der Kugelmarkt im normalen Handel eben so hergibt.

Bild: ©karepa/Fotolia.com

Ein bis zwei Christbaumkugeln pro Tag sind das Pensum von Louis Pfeiffer - sei es im Winter oder im Sommer.

Frage: Wieviele Kugeln produzieren Sie pro Saison?

Pfeiffer: Das kann ich gar nicht sagen. Ich habe das nie gezählt, ich glaube, dann würde ich verrückt. Ich beschreibe maximal zwei Kugeln am Tag. Pro Stück brauche ich rund eineinhalb Stunden. Ich mache das nicht nur im Winter, sondern das ganze Jahr über. Aber ich komme natürlich nicht jeden Tag dazu. Ins Schwimmbad nehme ich die nicht mit, nee, nee (lacht).

Frage: Hängen die Kugeln auch an Ihrem eigenen Weihnachtsbaum?

Pfeiffer: Nein. Der ist seit meiner Kindheit immer gleich geschmückt, Rot und Silber, da gab es nie eine Ausnahme. Aber ich habe an zwei Lampen jeweils eine Kugel hängen. Dort kommen sie viel besser zur Geltung, als wenn sie sich im Baum verlieren.

Frage: Wie hoch ist die Fehlerquote - fällt auch mal eine fertige Kugel herunter?

Pfeiffer: Ja klar, das passiert schon. Ich muss die Kugeln ja beim Malen mit den Händen festhalten. Da zerdrücke ich schon mal eine, wenn sie besonders dünn geblasen worden ist. Manchmal verschreibe ich mich auch. Oder ich schreibe zu groß oder die Abstände zwischen den Zeilen sind zu groß. Dann komme ich  unten an der Kugel an und stelle fest, dass die letzten beiden Sätze gar nicht mehr drauf passen. Wegwischen kann ich die Schrift aber nicht. Also muss ich die Kugel wegwerfen und es geht es wieder von vorne los.

Frage: Die Kugeln kommen offensichtlich  gut an - haben Sie nie daran gedacht, die Produktion einmal größer aufzuziehen?

Pfeiffer: Dann wäre das ja eine Art Massenarbeit und gar nicht mehr authentisch. Dann würde mir der Spaß daran fehlen. Nein, das würde mir nicht gefallen.

Zur Person

Louis Pfeiffer ist 66 Jahre alt und wohnt im niedersächsischen Oldenburg. Seine Weihnachtskugeln verkauft er auf Kunsthandwerkermärkten in der Region für zehn Euro pro Stück.
Von Gabriele Höfling