Marx gegen Obergrenzen für Flüchtlinge
Man dürfe über Begrenzungen der großen Flüchtlingszahl nachdenken, "aber dieses Wort 'Obergrenze' führt völlig in die Irre". Wer dafür plädiere, suche "nach irgendeinem Anker, um dann Sicherheit zu vermitteln". Aus seiner Sicht lasse sich das Problem so jedoch nicht in den Griff bekommen, sagte Marx.
Der Kardinal betonte, die katholische Kirche wolle dazu beitragen, dass die Integration der Flüchtlinge gelinge. Er erlebe in den Pfarreien einen anhaltenden großen Zuspruch und eine große Bereitschaft, "diese konkrete, schwierige Situation - die nicht einfach ist, das ist klar - doch sehr positiv, zuversichtlich anzupacken".
Flüchtlingskrise als Testfall für offene Gesellschaft
Auch viele Menschen, die gar keinen Kontakt mehr zur Kirche hatten, meldeten sich in den Pfarrgemeinden oder bei der Caritas, um sich für Flüchtlinge zu engagieren. "Diese Integrationsaufgabe ist auch ein Testfall, ob eine offene Gesellschaft funktioniert, ohne dass sie Prinzipien und Kultur und Identität verliert", urteilte Marx.
Der Kardinal äußerte in dem Interview zudem "große Bedenken" angesichts des militärischen Einsatzes der deutschen Bundeswehr in Syrien. Er könne nicht erkennen, dass es einen internationalen Friedensplan der Allianz für die Zeit nach dem Einsatz gebe. Dieser sei aber die Voraussetzung, dass der Einsatz moralisch gerechtfertigt sei.
Marx: Auch IS-Terroristen sind und bleiben Menschen
Marx erklärte: "Wenn hier kein langfristiger Friedensplan vorliegt, dann wird ein militärischer Einsatz nicht zum Ergebnis führen, sondern zu schlimmeren Dingen." Auch müsse es eine Exit-Strategie geben. Zugleich warnte der Kardinal vor einer inhumanen Rhetorik. Natürlich seien die Mitglieder des sogenannten "Islamischen Staates" (IS) Terroristen, aber "kein Monstrum", so der Kardinal. "Es sind Menschen, die aus bestimmten Ideologien heraus handeln - schrecklich handeln - aber es bleiben Menschen. (stz/KNA)