"Religiosität verschwindet nicht"
In Europa sei eine "Individualisierung und Privatisierung des Religiösen" zu beobachten, erläuterte Nassehi. Dies vermindere die "Potenz religiöser Rede in der Gesellschaft". Er bemängelte den Verlust an religiösem Wissen auch unter kirchennahen Menschen. Wenn man sich anschaue, was diese über den Traditionsbestand der Kirche wüssten, "wird man blass". Zum Satz "Religion ist nicht alles" von Erzbischof Schick bemerkte der Soziologe, dies höre sich wie ein Rückzugsgefecht an. "Es ist aber genau das Gegenteil, nämlich die Bedingung dafür, dass Religiosität in der modernen Gesellschaft überhaupt funktionieren kann."
Nach den Worten von Schick soll die Kirche "ein Akteur in der Gesellschaft für das Gemeinwohl sein". Sie müsse politisch sein und begleite Politik und Staat "mahnend und kritisch". Zum Wohl aller "erheben wir immer wieder und auch künftig unsere Stimme", fügte der Erzbischof hinzu. Er dankte den ehrenamtlichen Mitarbeitern in der Flüchtlingshilfe. Diese kämen zum großen Teil aus dem kirchlichen Bereich. Vor allem in der Betreuung unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge seien christliche Organisationen und Einrichtungen tätig.
Schick: An christlichem Familienbild festhalten
Schick rief erneut dazu auf, Familien zu stärken. "Ohne Familie ist kein Staat zu machen. Und auch keine Kirche", sagte er. Eltern und Kinder bräuchten intensive politische und kirchliche Unterstützung. Der Bamberger Oberhirte betonte zugleich, die katholische Kirche halte um der Familien willen an der Unauflöslichkeit der Ehe fest. Dies bedeute nicht das Festhalten "an irgendeiner Institution", sondern an Werten wie Treue, Verlässlichkeit, Geduld und beständiger Liebe. "Damit schließen wir aber nicht andere Lebensformen einfach aus", betonte der Erzbischof. (KNA)