Protest gegen eingetragene Lebenspartnerschaften
Die Organisatoren hatten eine Million Teilnehmer angekündigt, doch lagen zunächst keine verlässlichen Angaben über deren tatsächliche Zahl vor. Italien ist das letzte große westeuropäische Land, in dem es keine eingetragenen Lebenspartnerschaften für Homosexuelle gibt. Es war dafür schon vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gerügt worden.
Nun sollen gleichgeschlechtliche Partnerschaften unter anderem beim Erbrecht oder bei Renten mit Ehepaaren gleichgestellt werden. Besonders umstritten sind Pläne zur sogenannten Stiefkind-Adoption, die es Homosexuellen in Zukunft ermöglichen soll, die leiblichen Kinder ihres Lebenspartners zu adoptieren.
Der seit Donnerstag im italienischen Senat debattierte Gesetzentwurf wird von der Italienischen Bischofskonferenz abgelehnt. Sie warnte erst kürzlich vor anthropologischen Experimenten zum Schaden der Persönlichkeitsentwicklung von Kindern gleichgeschlechtlicher Eltern. Auch Papst Franziskus hatte indirekt Kritik geübt. Bei seiner Rede vor der römischen Rota betonte er, dass es zwischen der Familie und anderen Formen von Partnerschaft "keine Verwirrung" geben dürfe. Der Entwurf ist allerdings auch in der Regierung von Ministerpräsident Matteo Renzi umstritten.
Unter den Demonstranten fand sich laut Nachrichtenagentur Ansa am Samstag auch Umweltminister Gian Luca Galletti. Innenminister Angelino Alfano teilte auf Twitter mit, dass er die Kundgebung unterstütze. Beide Minister gehören kleinen Mitte-Rechts-Parteien an, die mit Renzis sozialdemokratischer PD koalieren. Laut Umfragen befürwortet eine Mehrheit der Italiener eingetragene Lebenspartnerschaften für Homosexuelle, ist aber gegen ein Adoptionsrecht. (bod/dpa)
30.01.2016, 19.45 Uhr: Zahl der Teilnehmer von mehreren zehntausend auf mehr als hunderttausend korrigiert