Kardinal: Hunderttausendfache Abtreibung darf nicht Normalität sein

Woelki kritisiert Abtreibungspraxis scharf

Veröffentlicht am 14.02.2016 um 10:36 Uhr – Lesedauer: 
Erzbistum Köln

Düsseldorf ‐ Der Kölner Kardinal Woelki hat die Abtreibungspraxis in Deutschland angeprangert. Der Erzbischof verwies auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes, wonach es seit langem bundesweit pro Jahr rund 100.000 Schwangerschaftsabbrüche gibt.

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Niemand habe das Recht, über menschliches Leben zu verfügen, "auch nicht in den ersten zwölf Wochen", sagte Woelki bei einer ökumenischen Andacht zum Auftakt der Fastenzeit. Wie zu Beginn ihres Lebens werde wehrlosen Menschen oft auch am Ende Lebensrecht und Würde abgesprochen. Keine Gesellschaft und kein Staat könnten darauf verzichten, das Lebensrecht jedes Menschen zu schützen, sei er "jung oder alt, geboren oder ungeboren, behindert oder nicht behindert".

Lebensbedrohungen sind komplex

Laut Woelki sind die Lebensbedrohungen komplex. "Offenkundig wurden etwa das Leben und die Würde Hunderter Frauen in der Silvesternacht durch marodierende Banden junger Männer mit ganz unterschiedlichem Migrationshintergrund bedroht", sagte er. Bedroht seien auch Emanzipation und Freiheit in den Ländern, aus denen diese jungen Männer kämen. "Da ist der hoffnungsvolle arabische Frühling sehr schnell wieder verblüht", so der Kardinal.

Linktipp: Plädoyer für den Lebensschutz

Bei einem Treffen mit schwerkranken Kindern und ihren Eltern im Vatikan hat Papst Franziskus das Recht auf Leben betont. Abtreibung könne keine Antwort auf Krankheit oder Behinderung sein. Einen Tag später betonte er erneut das Existenzrecht jedes Menschen.

Der Erzbischof rief dazu auf, jedem Anzeichen von Menschenverachtung und Lebensbedrohung entgegenzutreten. Wer von Obergrenzen bei der Flüchtlingsaufnahme fordere, "hat nicht verstanden, was Menschlichkeit bedeutet." Woelki verurteilte auch die Angriffe auf Flüchtlinge in ihren Unterkünften.

Recht auf Religionsfreiheit für alle

Erschreckend sei auch, dass wegen ihres Glaubens geflohene Christen hierzulande von Flüchtlingen bedroht werden. In Deutschland müsse das Recht auf Religionsfreiheit gelten, für Christen wie Muslime. Religionsfreiheit müsse aber auch Christen in islamischen Ländern gewährt werden.

Der Kardinal rief auch dazu auf, gegen die Lebensbedrohungen in Zeiten der Globalisierung anzugehen. So verwies er auf Menschen im Süden, die im Müll einer Metropole nach Verwertbarem aus Handyschrott der reichen Länder suchen. (KNA)