"Wir spielen alle Szenarien durch"
Frage: Herr Merbitz, im Zuge von Legida kam es in Leipzig mehrfach zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen der rechten und der linken Szene. Bei den Demos waren Ende Januar bis zu 4.000 Polizisten im Einsatz. Spielt das bei der Vorbereitung des Katholikentags eine Rolle?
Merbitz: Dieses Großereignis ist in der gegenwärtigen Situation eine besondere Herausforderung, klar. Als Polizeidirektion Leipzig sind wir verantwortlich für die Sicherheit des kompletten Katholikentages. Wir haben dazu schon sehr frühzeitig mit der Vorbereitung begonnen und stehen in engem Austausch mit den einzelnen Arbeitsgruppen des Katholikentags. Da geht es etwa um die Sicherung von Veranstaltungen, besonders weil ja auch hochrangige Politiker wie große Teile des Bundeskabinetts und Bundespräsident Joachim Gauck mit von der Partie sind.
Frage: Was heißt das konkret?
Merbitz: Wir spielen alle möglichen Szenarien durch. Aktuell werden gerade die Einsatzunterlagen gefertigt. Und wir bereiten uns vor allem darauf vor, dass alles friedlich bleibt. Dass es unter Umständen auch Menschen gibt, die den Katholikentag für ihre politischen Meinungsäußerungen ausnutzen wollen - gut möglich. Andere Meinungen zu äußern, ist ja völlig legitim. Aber Störungen werden wir keine zulassen. Und da sind wir gut aufgestellt.
Frage: Gibt es etwas, das Sie noch aus dem Konzept werfen könnte?
Merbitz: Nein. Es war ja zwischenzeitlich in der Diskussion, ob vielleicht auch der Papst kommt - das hätte natürlich noch mal ganz andere Sicherheitsvorkehrungen erfordert. Aber das ist ja nun erst einmal vom Tisch.
Themenseite: Katholikentag
In der Regel alle zwei Jahre finden Katholikentage statt - als nächstes vom 25. bis 29. Mai 2016 in Leipzig. Die Katholikentage verstehen sich als Foren des Gesprächs zwischen Kirche und Gesellschaft. Die Themenseite gibt einen Überblick über die katholisch.de-Berichterstattung zu den Katholikentagen.Frage: Der Katholikentag ist also für Sie im Grunde entspannte Sache?
Merbitz: Nein, wir nehmen die Herausforderungen schon ernst. Wir werden die Sicherheitsvorkehrungen relativ hoch ansetzen, auch mit Unterstützung zusätzlicher Polizei-Einheiten aus Sachsen.
Frage: Leipzig hat ja auch eine aktive, rasch wachsende Salafisten-Szene. Wie ordnen Sie die Relevanz dieser islamistischen Zelle für den Katholikentag ein?
Merbitz: Wir haben es im Griff. Wir haben über diese Szene seit längerem Kenntnis und berücksichtigen sie natürlich bei unseren Planungen. Es ist ja immer das Problem, dass die Anschläge von Paris überall nachwirken. Dennoch bin ich felsenfest davon überzeugt, dass dies ein ganz friedlicher und überragender Katholikentag wird. Und glaube, dass von Leipzig aus auch eine Botschaft in die Welt geht.
Frage: Was wäre denn solch eine Botschaft, die vom 100. Katholikentag ausgehen sollte?
Merbitz: Ich sag's ganz schlicht und einfach: Für mehr Menschlichkeit, mehr Miteinander und mehr Verständnis - alles andere kann man davon ableiten. Das sollte eigentlich jeden durchdringen.
Frage: Sie sind gläubiger Katholik. Als Polizeipräsident müssen Sie Sicherheitskonzepte und Einsätze ganz rational durchplanen. Gestatten Sie sich trotzdem auch eine Portion Gottvertrauen?
Merbitz: Auf jeden Fall, denn der Glaube an Gott und das Beten gibt mir wahnsinnig Kraft. Dadurch kann ich gerade auch kritische Situationen ganz anders angehen.