Katholisch.de erklärt Begriffe und Traditionen rund um die Karwoche

Woche der Trauer

Veröffentlicht am 19.03.2016 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Woche der Trauer
Bild: © KNA
Kirchenjahr

Bonn ‐ Mit dem Palmsonntag beginnt die Karwoche - die Heilige Woche unmittelbar vor dem Osterfest. In der Karwoche stehen einige wichtige Feiertage im kirchlichen Kalender. Katholisch.de erklärt die Feiertage und das mit ihnen verbundene Brauchtum.

  • Teilen:

Karwoche

Als Karwoche - oder auch Heilige Woche - wird die Woche vor Ostern bezeichnet. Die Vorsilbe "Kar-" stammt aus dem Althochdeutschen und bedeutet "Trauer" oder "Klage". Die Karwoche, die Teil der vorösterlichen Fastenzeit ist, beginnt mit dem Palmsonntag. In Erinnerung an den Einzug Jesu in Jerusalem treffen sich die Gläubigen an diesem Tag traditionell vor der Kirche zur Segnung der Palmen und ziehen dann in einer Prozession zum Gotteshaus. Am Gründonnerstag gedenkt die Kirche dann des letzten Abendmahls, das Jesus mit seinen Jüngern hielt, und des Geschehens am Ölberg. Der Karfreitag wiederum ist der Gedächtnistag der Kreuzigung Jesu; in vielen Gemeinden finden an diesem Morgen Kreuzwegandachten statt. Der Karsamstag schließlich ist der Gedächtnistag der Grabesruhe des Herrn. Es findet keine Messfeier statt, die Altäre in den Kirchen sind frei von Kerzen und Blumen. Erst in der Nacht zum ersten Ostertag - dem Ostersonntag - oder in der Frühe des Ostermorgens kommen die Christen zur Feier der Auferstehung Jesu zusammen.

Palmsonntag

Mit dem Palmsonntag beginnt eine Woche vor Ostern die Karwoche. In Erinnerung an den triumphalen Einzug Jesu in Jerusalem unter Hosanna-Rufen treffen sich die Gläubigen an diesem Tag traditionell vor der Kirche zur Segnung der Palmen oder Olivenzweige (in Deutschland meist Buchsbaumzweige) und ziehen dann in einer Prozession zum Gotteshaus. In der anschließenden Messfeier wird erstmals in der Karwoche die Botschaft vom Leiden und Sterben Jesu verkündet, also die Passion Jesu.

Linktipp: Lehrpfad zum Licht der Osternacht

Die Karwoche als Lebenslehrpfad - so bezeichnet der Aachener Theologe Ulrich Lüke die Woche vor dem Osterfest. Die Tage von Palmsonntag bis Karsamstag bieten für Lüke die Gelegenheit, einen Lehrgang für das Leben und zum Leben zu absolvieren.

Gründonnerstag

Am Donnerstag in der Karwoche - dem Gründonnerstag - gedenkt die Kirche des letzten Abendmahls, das Jesus Christus mit seinen Jüngern hielt. Der Name des Tages stammt aus dem Althochdeutschen und bedeutet "weinen". Nach dem Gloria im Abendgottesdienst verstummen an diesem Tag Orgel und Glocken. Im Anschluss an die Predigt kann die Fußwaschung von zwölf ausgesuchten Laien durch den Priester erfolgen. Mit dieser symbolischen Handlung wird daran erinnert, dass Jesus am Vorabend seines Kreuzestodes seinen Jüngern als Zeichen vorbehaltloser Dienstbereitschaft am Nächsten (Joh 13, 1-17) die Füße gewaschen hat. Nach der Messfeier werden Blumenschmuck und Kerzen aus dem Altarraum weggetragen. In besonders gestalteten Betstunden oder im stillen Gebet gedenken die Gläubigen des Ölberggeschehens, also der bevorstehenden Passion Jesu. Ursprünglich am Morgen des Gründonnerstags, aber vielerorts schon früher, feiern die Bischöfe in ihren Diözesen die Chrisammesse, in der die heiligen Öle geweiht werden.

Karfreitag

Der Freitag vor Ostern ist der Tag der Kreuzigung Jesu. Der Name des Karfreitages stammt aus dem Althochdeutschen, die Vorsilbe "Kar-" bedeutet "Trauer" oder "Klage". Der Tag wird als Fasttag und - im Zeichen der Trauer - in Stille und Besinnlichkeit begangen. Am Nachmittag versammeln sich katholische Christen zum Wortgottesdienst mit Verlesung der Passionsgeschichte, zur Kreuzverehrung (das mit einem violetten Fastentuch bedeckte Kreuz wird enthüllt und durch Kniebeugen verehrt) und zur anschließenden Kommunionfeier. In vielen Gemeinden finden am Morgen des Karfreitags Kreuzwegandachten statt.

kreuzweg jerusalem
Bild: © Ann_ka/Fotolia.com

Die Via Dolorosa ist deer nach dem Leidensweg Jesu benannte Prozessionsweg in Jerusalem.

Kreuzweg

Im Gedenken an den Leidensweg Jesu vom Haus des Pilatus bis zur Kreuzigungsstätte Golgota - der Via Dolorosa in Jerusalem - wurden seit dem Mittelalter an vielen Wegen sowie um und in Kirchen Kreuzwege errichtet. In meist 14 Stationen wird das Leiden Jesu von der Gefangennahme bis zur Grablegung dargestellt. Gläubige schreiten die Stationen in meditativem Gebet ab. Die traditionellen 14 Stationen sind:

  1. Jesus wird zum Tod verurteilt.
  2. Jesus nimmt das Kreuz auf sich.
  3. Jesus fällt das erste Mal unter dem Kreuz.
  4. Jesus begegnet seiner Mutter.
  5. Simon von Zyrene hilft Jesus das Kreuztragen.
  6. Veronika reicht Jesus das Schweißtuch.
  7. Jesus fällt das zweite Mal unter dem Kreuz.
  8. Jesus begegnet den weinenden Frauen von Jerusalem.
  9. Jesus fällt das dritte Mal unter dem Kreuz.
  10. Jesus wird seiner Kleider beraubt.
  11. Jesus wird ans Kreuz genagelt.
  12. Jesus stirbt am Kreuz.
  13. Jesus wird vom Kreuz abgenommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt.
  14. Jesus wird ins Grab gelegt.

Buchtipp: Katholisch A-Z

Die Inhalte dieses Artikels sind dem Buch "Katholisch A-Z. Das Handlexikon" von Manfred Becker-Huberti und Ulrich Lota entnommen.