Kirchenmesse "Gloria" kämpft mit Absatzproblemen

"Ganz spezielle Kunden"

Veröffentlicht am 26.02.2016 um 00:01 Uhr – Von Ulf Vogler (dpa) – Lesedauer: 
Handel

Augsburg ‐ In Augsburg läuft zum 16. Mal die Kirchenmesse "Gloria". Doch die Veranstalter kämpfen mit Problemen: Gegenüber dem Vorjahr ist die Zahl der Aussteller deutlich zurückgegangen. Freier Eintritt am letzten Messetag soll nun mehr Besucher anlocken.

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Dazu gibt es für die Gläubigen ein Rahmenprogramm mit christlichen Themen auf dem "Kirchplatz", so heißt die Bühne. Beispielsweise sind Gesprächsrunden mit Schauspielern wie Siegfried Rauch, dem ehemaligen Kapitän des ZDF-Traumschiffes, und der Schriftstellerin Martha Schad ("Gottes mächtige Dienerin") geplant. In der Ausstellungszone gibt es Fachbetriebe wie Orgelbauer, eine evangelische Bank, Pilgerreise-Veranstalter, christliche Verlage und ein entsprechendes Musiklabel, einen Goldschmied, Experten für Denkmalpflege oder Bautechnik-Hersteller. Um die physische Wärme der Besucher in den oftmals kalten Kirchen kümmern sich gleich eine Reihe von Anbietern: Einer hat beheizte Sitzpolster im Angebot, der andere bietet das Heizsystem fürs Kirchenschiff.

Zahl der Aussteller geht deutlich zurück

Nach Angaben der Organisatoren ist es die einzige Veranstaltung dieser Art im deutschsprachigen Raum, Aussteller aus acht Ländern sind dafür gekommen. Früher fand die ökumenisch ausgerichtete Messe im österreichischen Dornbirn statt, vor einigen Jahren ist sie ins bayerische Augsburg umgezogen. Doch die Bedingungen für die 16. Auflage sind schwierig. Im Vergleich zur vorhergehenden Messe ist die Zahl der Aussteller von 105 auf 85 zurückgegangen, und die Zahl der Besucher war damals im Oktober 2014 mit rund 3000 auch nicht überragend. Diesmal soll es besser werden, auf jeden Fall nicht schlechter. "3000 Besucher müssen wir erreichen", sagt Messe-Chef Gerhard Reiter. Dafür ordnete er für den letzten Messetag am Samstag freien Eintritt an, außerdem gibt es eine große Werbekampagne.

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Reiter betont, dass die Kirchenmesse eine "Herzensangelegenheit" sei. "Wenn es irgendwohin passt, dann nach Augsburg." Schließlich versteht sich die Stadt seit dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 besonders dem Frieden und dem Dialog der Religionen verpflichtet. Jedoch ist auch der Messe-Geschäftsführer wirtschaftlichen Zwängen unterworfen. Er sei bereit, das Projekt durch die Überschüsse von anderen Spezialmessen ein Stück weit mitzufinanzieren, sagt Reiter. Letztlich müsse er aber seinen Gesellschaftern, dies sind hauptsächlich Stadt und Landkreis Augsburg, Rechenschaft über die Finanzen ablegen.

Eine der wenigen europäischen "Gloria"-Konkurrenten ist auch in Augsburg mit einem Stand vertreten. Die polnische Messe Sacroexpo, die im Juni zum 17. Mal ansteht, wirbt mit 300 Ausstellern aus 13 Staaten und dazu 5000 Besuchern - Zahlen, die die Augsburger auch gerne hätten.

Linktipp: Kirchenmesse "Gloria" eröffnet

Mit einem ökumenischen Morgenlob ist am Donnerstag in Augsburg die Kirchenfachmesse "Gloria" eröffnet worden. Zu der deutschlandweit einzigartigen Veranstaltung werden rund 3.000 Besucher erwartet. Am letzten Besuchstag wird kein Eintritt erhoben.

Doch auch die Aussteller der deutschen Kirchen-Messe waren am ersten Tag optimistisch. Das Passauer Traditionsunternehmen Perner gehört dazu. Der Betrieb hat zwar inzwischen das Glockengießen aufgegeben, um die Instandsetzung von Glockentürmen kümmern sich die Niederbayern aber immer noch. Geschäftsführer Rudolf Perner findet das Konzept einer eigenen Kirchenmesse gut, würde "Gloria" allerdings in eine andere Fachmesse eingliedern. Dass die Spezialmesse zeitgleich zur Internationalen Handwerksmesse im nahen München stattfindet, hält Perner zwar nicht für glücklich, aber auf möglichst große Besucherzahlen schielt er ohnehin nicht. "Wir haben ganz spezielle Kunden", sagt er mit Blick auf Pfarrer und Mesner.

Zufriedenheit beim Holzschnitzer

Andreas Comploj war schon in der Vergangenheit mehrfach auf der Gloria mit dem Stand der Holzschnitzerei aus Südtirol vertreten. "Die Messe funktioniert", sagt er. "Ich war immer recht zufrieden." Bei der Familie Comploj bestellen nicht nur Kirchen und Architekten Krippen oder Heiligenfiguren. Privatleute ordern auch gerne den Schutzpatron ihres Berufsstandes. Comploj hätte deswegen nichts gegen einen großen Publikumsverkehr. Sein Wunsch an die nächste Gloria: "Es muss an allen Tagen Gratiseintritt geben."

Von Ulf Vogler (dpa)