Erpressung, Sex und Mafia
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2013 rief Papst Franziskus die päpstliche Kommission zur Neuordnung der wirtschaftlichen und administrativen Angelegenheiten des Vatikans ins Leben. Mitglieder der Kommission waren unter anderem der vatikanische Priester Angel Lucio Vallejo Balda und die schillernde PR-Managerin Francesca Chaouqui.
Die umtriebige Lobbyistin wurde schon bei ihrer Berufung von katholischen Medienvertretern skeptisch beäugt. Ihr größter Makel? Ein allzu enger Kontakt zu Gianluigi Nuzzi, ebenjenem Journalisten, der 2012 für den ersten VatiLeaks- Skandal gesorgt hat. Auch jetzt spielt Nuzzi eine Schlüsselrolle. Von der PR-Managerin, dem Priester und dessen Assistenten Nicola Maio sollen der Journalist Nuzzi und sein Kollege Emiliano Fittipaldi geheime Dokumente erhalten haben.
Aufklärer wurden kompromittiert
Papiere, welche die Kommission im Auftrag ihres Heiligen Vaters gesichtet hatte. Der Papst hatte der Kommission zuvor Zugang zu allen Akten der Vatikanbank gewährt. So sollte endlich Transparenz geschaffen werden. Die Folge: Nuzzi und Fittipaldi veröffentlichten zwei Enthüllungsbücher über das, was die Kommission ermittelt hatte.
Für die Kurie zweifellos zu viel der Transparenz. Die Aufklärer innerhalb des Vatikans wurden so kompromittiert. Seitdem fragt man sich in Rom: Was hat den Geistlichen dazu bewogen, sich mit der Presse einzulassen? Erpressung, Sex und Mafia: Kein Priester verrät seine heilige Kirche grundlos. Im gerade wieder aufgenommenen Prozess gab Vallejo Balda an, von den Journalisten bedroht und erpresst worden zu sein.
Er soll eine Liebesnacht mit der Kommissionskollegin Chaouqui verbracht haben. Der Geistliche dementiert die Affäre nicht. Zudem habe Chaouqui ihn glauben lassen, eine ranghohe Geheimdienstmitarbeiterin mit Mafia-Kontakten zu sein. Da bekam es der Gottesmann angeblich mit der Angst zu tun.
Wer ist die Mittdreißigerin, die sich mit einer Mischung aus Sex und Crime einen Gottesmann gefügig gemacht haben soll? Vor Gericht gibt sie sich demütig. Ein einfaches Mädchen sei sie, das gar nicht fähig sei zum Geheimnisverrat: "Er hat alles gemacht", sagte Chaouqui. "Ich habe sogar noch versucht, ihn davon abzuhalten."
Franziskus gibt Fehler zu
Wer nun wen womit erpresst oder verführt hat, bleibt möglicherweise für immer ungeklärt. Wie auch immer: Statt über die Angelegenheit schweigend hinwegzugehen, hat Papst Franziskus bereits zugegeben, dass die Berufung von Chaouqui ein Fehler war. Wer hatte dem Pontifex zu diesem Schritt geraten? Derselbe Unbekannte etwa, der den Journalisten lange zuvor sehr viel brisanteres Geheimmaterial zukommen ließ?
Eine Äußerung des Journalisten Fittipaldi deutet in diese Richtung. Demnach seien die Unterlagen, die von Vallejo Balda kamen, für sein Enthüllungsbuch nutzlos gewesen. Die wahrhaft heißen Informationen seien von "ganz oben" gekommen. Was das genau heißt, kann wohl nur Robert Langdon, der fiktive Rätselknacker aus den Dan-Brown-Romanen, aufklären.