Hauptsache gesund?
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Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Diese Aussage Jesu, in dem die Alte Kirche den "wahren Arzt" sah, wird am heutigen Weltgesundheitstag sicher auf große Zustimmung stoßen. Keine andere Religion verortet die Sorge um den Kranken so zentral in der Beziehung zwischen Gott und Mensch wie das Christentum. "Ich war krank, und ihr habt mich besucht." Was Jesus den Gerechten positiv anrechnet, ist christlicher Maßstab der Solidarität mit allen kranken Menschen. Wer ihnen begegnet, ob zuhause am Bett des erkälteten Kindes, auf der Geriatrie-Station oder im provisorischen Untersuchungsraum für Flüchtlinge irgendwo in Bahnhofsnähe, steht wirklich Christus gegenüber.
Das bedeutet aber auch: Professionelles Engagement im Gesundheitssystem darf nie gegen anderes pastorales Handeln ausgespielt werden. Wo der Staat, wie in vielen Ländern Lateinamerikas, seiner Pflicht zur Gesundheitsversorgung der eigenen Bevölkerung nicht nachkommt, ist diese für die Kirche selbstverständlicher Teil ihres sozialen Handelns. Auch in Deutschland gehören Krankenhäuser ebenso zum Kerngeschäft der Kirchen wie die medizinische Versorgung von Menschen, die durch ihre Sucht- oder Depressionserkrankung gesellschaftlich doppelt ausgegrenzt werden.
Der besondere christliche Beitrag zum Weltgesundheitstag kommt aber in einem ganz anderen Handeln zum Ausdruck – in der Krankensalbung. Sie spricht dem kranken Menschen bewusst nicht allein von der Möglichkeit der Genesung, sondern konfrontiert ihn mit seiner Gebrechlichkeit, seiner Schwäche und seinem Sterben. Selbst wenn klinisch-therapeutische Heilung nicht möglich ist, sind Menschen aber nicht verloren, sondern geborgen in Gottes Rettung und Heil. Diese Überzeugung schulden die Christen den Kranken mehr als alles andere – und unserem Gesundheitssystem auch.