Privatsekretär Churchills ist Vater des Erzbischofs von Canterbury

Welby gibt seine uneheliche Herkunft bekannt

Veröffentlicht am 10.04.2016 um 10:20 Uhr – Lesedauer: 
Der frühere Öl-Manager und Finanzexperte von Elf Aquitaine, Justin Welby, ist Erzbischof von Canterbury und damit Primas der anglikanischen Staatskirche von England.
Bild: © KNA
Großbritannien

London ‐ Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, hat kürzlich per DNA-Test herausgefunden, wer sein wahrer Vater war: Winston Churchills Privatsekretär. Eine "völlige Überraschung", erklärte das Oberhaupt der Kirche von England.

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Demnach war nicht der Ehemann seiner Mutter sein Vater, sondern Sir Anthony Montague Browne (1923-2013) - der Privatsekretär des britischen Premierministers Winston Churchill (1874-1965).

"Im vergangenen Monat habe ich herausgefunden, dass nicht Gavin Welby mein biologischer Vater ist, sondern der verstorbene Sir Anthony Montague Browne. Das ist eine völlige Überraschung", schrieb der am 6. Januar 1956 geborene Erzbischof. Er erinnerte daran, dass seine Mutter und ihr Mann Alkoholiker waren. Gavin Welby sei 1977 daran gestorben, seine Mutter habe seit 1968 keinen Tropfen mehr angerührt.

Welby: Diese Erfahrung typisch für viele Menschen

Welby erklärte, seine Erfahrung sei typisch für viele Menschen: "Herauszufinden, dass der eigene Vater ein anderer ist als gedacht, ist nicht ungewöhnlich", insbesondere in Familien mit großen Schwierigkeiten und Suchtproblemen. Wegen der Alkoholerkrankung seiner Eltern Jane und Gavan Welby sei seine Kindheit "chaotisch" gewesen. Zugleich würdigte die "wunderbare Rolle" seiner seit Jahrzehnten trockenen Mutter in seinem Leben und ihr gesellschaftliches Engagement.

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Es spricht für ein außergewöhnliches Talent, wenn ein 21-Jähriger Kapitän der Deutschen Nationalmannschaft wird. Etwas Ähnliches ist vor drei Jahren an der anglikanischen Staatskirche von England geschehen: Der neue Primas war erst seit 16 Monaten Bischof, als er in das Amt des Oberhaupts der Church of England eingeführt wurde - er hat aber auf anderen Gebieten viel Erfahrung.

Die Mutter, Jane Williams, schrieb in einer eigenen Erklärung, dass ihr Sohn fast auf den Tag genau neun Monate nach ihrer Hochzeit zur Welt kam. Der DNA-Beweis, dass Gavin nicht Justins Vater sei, komme als "fast unglaublicher Schock". Zugleich gab sie, die damals ebenfalls für den Premierminister arbeite, zu, mit dem Privatsekretär geschlafen zu haben. "In den Tagen, die meiner plötzlichen Hochzeit vorangingen, von großen Mengen Alkohol auf beiden Seiten befördert, ging ich mit Anthony Montague Browne ins Bett", schrieb sie.

Nach Zeitungsrecherchen zu DNA-Test entschieden

Wie die britische Zeitung "Daily Telegraph" am Samstag erklärte, habe sie Hinweise auf die uneheliche Herkunft Welbys recherchiert und sie mit dem Erzbischof diskutiert. Dieser habe daraufhin entschieden, einen DNA-Test zu machen. Dem Blatt zufolge habe das Ergebnis gezeigt, dass Welby zu 99,9 Prozent der Sohn von Browne ist. Dieser war von 1952 an Churchills Privatsekretär, bis zum Tod des Premiers 1965.

Der frühere Finanzmanager Welby war im Herbst 2012 überraschend zum Erzbischof von Canterbury gewählt worden. Er hatte sich erst spät für eine zweite, geistliche Laufbahn entschieden und war zuvor erst ein Jahr Bischof gewesen. (luk/dpa/KNA)