Zum 30. Jahrestag erinnern Zeitzeugen an Atomkatastrophe

Papst empfängt Tschernobyl-Helfer

Veröffentlicht am 19.04.2016 um 14:46 Uhr – Lesedauer: 
Vatikan

Bonn ‐ Zum 30. Jahrestag der Atomkatastrophe von Tschernobyl reist eine Gruppe von Helfern und Geistlichen aus der Ukraine zur Papstaudienz nach Rom. Damit wollen die rund 50 Personen ein Zeichen gegen das Vergessen des Atomunfalls vom 26. April 1986 setzen.

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"Viel zu lange wurde das Ausmaß der Katastrophe für die Ukraine, für Europa und besonders auch für die Liquidatoren verheimlicht und vertuscht, die Betroffenen fühlten sich alleingelassen mit ihren Problemen", sagt Peter Junge-Wentrup, Geschäftsführer des IBB Dortmund. Unter den Teilnehmern sind auch die römisch-katholischen Erzbischöfe von Lviv (Lemberg), Mieczyslaw Mokrzycki, und von Minsk-Mohilev, Tadeusz Kondrusiewicz, sowie weitere hochrangige Vertreter der griechisch-katholischen und der evangelisch-lutherischen Kirche.

850.000 Helfer beseitigten radioaktiven Schutt

Darüber hinaus reisen zahlreiche Liquidatoren aus der Ukraine und Weißrussland mit. Liquidatoren wurden die bis zu 850.000 Helfer wie Sanitäter, Krankenschwestern, Soldaten oder Feuerwehrleute genannt, die nach dem Unglück radioaktiven Schutt beseitigten und durch ihren Einsatz noch Schlimmeres verhinderten. Von ihnen leben heute noch etwa 300.000 in Weißrussland und der Ukraine, weitere 250.000 in Russland und anderen Staaten der früheren Sowjetunion.

Die Reise innerhalb der Europäischen Aktionswochen "Für eine Zukunft nach Tschernobyl und Fukushima" des IBB wird von dem Bildungswerk und vom Umweltbüro der griechisch-katholischen Kirche organisiert sowie durch das katholische Osteuropahilfswerk Renovabis gefördert. Das IBB wurde vor 30 Jahren unter dem Leitwort "Grenzen überwinden" gegründet. Träger der nach eigenen Angaben unabhängigen Organisation ist ein ökumenischer Verein.

Nach der Reaktorexplosion im Atomkraftwerk Tschernobyl am 26. April 1986 wurden etwa 850.000 Männer und Frauen als Rettungshelfer eingesetzt, die teilweise nur mit einem Mundschutz ausgerüstet versuchten, den Reaktor zumindest mit einer provisorischen Schutzhülle auszustatten. Wie viele Menschen insgesamt an den Folgen von Tschernobyl gestorben sind, ist bis heute umstritten. Experten gehen von einigen Zehntausend Todesfällen aus, die auf das Unglück zurückführbar sind. (jml/KNA/dpa)

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