"Kleiner Katechismus für die Hände"
Die Gebetskette, die auch als Armband getragen werden kann, besteht aus 18 Perlen unterschiedlicher Größe und Farbe, meist aus Holz oder Glas. Zu den Perlen hat Lönnebo eigene kurze Gebete und Impulse formuliert. Zwölf Perlen haben eine je eigene Bedeutung, dem Leben Jesu folgend: Die Gottesperle, die ich-Perle, die Taufperle, die Wüstenperle, die Perle der Gelassenheit und zwei Liebesperlen gefolgt von drei Geheimnisperlen. Es gibt auch eine Perle für den Tod - die Perle der Nacht - und die der Auferstehung. Unterbrochen werden diese zwölf Perlen von sechs gleichen, schmalen Perlen der Stille.
Das war dem Erfinder wichtig: "Wir haben die Stille in unserer Gesellschaft fast getötet." Die "Perlen des Glaubens" - oder der "Frälsarekransen" wie er in Schwedisch heißt - sind für ihn eine Einladung zum Gebet: "Die Menschen wissen oft nicht mehr, wie sie sich ihrem christlichen Gott nähern können, sie brauchen eine Hilfe zum Gebet und etwas für die Hände."
"Trainingsgerät für die Seele"
Inzwischen nutzen über eine Millionen Menschen weltweit die "Perlen des Glaubens". Kerstin Faupel-Drews, Pastorin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, hat sie in Skandinavien kennengelernt, nach Deutschland gebracht und inzwischen mehrere Bücher dazu verfasst. Die kleine Gebetskette ist für sie ein "Trainingsgerät für die Seele im besten Sinne". Sie schätzt an dem Gebetskranz, dass er so vielseitig einsetzbar ist - allein und in Gruppen: Man kann die Perlen alleine gut für den eigenen Tagesabschluss verwenden - indem man den Tag entlang der einzelnen Perlen durchgeht.
Das bedeuten die Perlen:
Die Gebetskette "Perlen des Glaubens" (Bild oben) hat 18 Perlen: die Gottesperle (gold), die Perle der Auferstehung (weiß), die Perle der Nacht (schwarz), drei Geheimnisperlen (weiß), zwei Liebesperlen (rot), die Perle der Gelassenheit (blau), die Wüstenperle (beige), die Taufperle (weiß), die Ich-Perle (weiß). Die sechs länglichen Perlen, verteilt im Perlenkranz, sind die Perlen der Stille.Gleiches gilt auch für die eigene Lebensgeschichte etwa im Rahmen von Besinnungstagen. Die "Perlen des Glaubens" eignen sich aus ihrer Erfahrung auch gut für die Gruppenarbeit: im Rahmen eines gemeinsames Vorbereitungsgebetes, als Andacht oder Blitzlicht. Gerade mit Jugendlichen macht sie sehr gute Erfahrungen: "Jugendliche reden nicht gerne über ihre Gefühle. Aber sich aus den großem Holzperlenkranz in der Mitte eine Perle herauszusuchen und über die Perle zu sprechen, das schaffen die."
Aber dürfen ihn Katholiken überhaupt beten? Sind die "Perlen des Glaubens" nicht ein "evangelischer Rosenkranz"? "Nein und Ja" antwortet Jens Ehebrecht-Zumsande, Referent in der Pastoralen Dienststelle des Erzbistums Hamburg. "Die Perlen des Glaubens waren von Anfang an ein ökumenisches Projekt."
Seine "öffentliche Premiere" in Deutschland hatte das Gebetsband beim ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin. Ehebrecht-Zumsande selber hat schon mehrere ökumenische Angebote dazu geleitet und für den katholischen Firmunterricht einen eigenen Firmkurs anhand der "Perlen des Glaubens" entwickelt. Er nennt die Gebetskette einen "kleinen Katechismus für die Hände".
Es gibt Ähnlichkeiten mit dem Rosenkranz: Beide Male geht es darum, das Leben Jesu betend zu betrachten, zu beiden gibt es kurze formulierte Gebete. Allerdings erlauben die "Perlen des Glaubens" - oft auch "Perlen des Lebens" genannt - eine größere Freiheit in der Gestaltung des Gebets; es sind mehr Variationen möglich. Nach Ehebrecht-Zumsandes Erfahrung können sich beide Gebetsketten gut ergänzen - der Rosenkranz mit seiner festen Form und den vielen meditativen Wiederholungen, die Perlen des Glaubens mit den stärker zu eigenen Reflexion einladenden Perlen.
Weltweite Tradition der Gebetsketten
Gebetsketten gibt es in fast allen Religionen: den katholischen Rosenkranz, die orthodoxe Gebetsschnur als Hilfe für das Jesusgebet, die muslimische Misbaha zum Lob Gottes und die buddhistische Mala zu den Lehren Buddhas. Auch der Rosenkranz wurde erst Mitte des 13. Jahrhunderts entwickelt: Bei Ausgrabungen etwa in Nürnberg oder Konstanz wurde sein Vorläufer entdeckt: der "Paternoster" - eine Gebetsschnur aus dem Mittelalter. Mit ihr wurden das Vaterunser, das Ave Maria und das Credo gebetet.
Die Ordensschwester Anne Ruß CJ hat die "Perlen des Glaubens" für ihr Abendgebet entdeckt und kombiniert es mit dem ignatianischen Tagesrückblick: Beim Blick über den Tag ordnet sie die einzelnen Perlen dem Erlebten zu - eine Standortbestimmung. Der katholische Diakon und Priesteramtskandidat Lars Dahlander, ein Konvertit aus der schwedischen Staatskirche, hat die blaue "Perle der Gelassenheit" kurzerhand zur Marien-Perle umfunktioniert. Dem Erfinder, Bischof Lönnebo, gefällt das: Schließlich ist jeder eingeladen, seine eigenen "Perlen des Glaubens" zu benennen.