"Das macht jeden sprachlos"
Der für den Bonner Stadtbezirk Bad Godesberg zuständige Dechant Wolfgang Picken reagierte schockiert auf die Tat und den Tod des jungen Mannes. Seit Tagen hatte er den Todeskampf des Jugendlichen verfolgt. "Das war eine erwartete, aber ernüchternde Nachricht, dass der Tod nun eingetreten ist", sagt Picken. In Bad Godesberg würden die Menschen großen Anteil an dem tragischen Ereignis nehmen, was der Dechant auch in zahlreichen Mails und Anrufen direkt mitbekommt. "Die Betroffenheit in Bad Godesberg ist groß".
Die Menschen wenden sich an Picken und sein Pfarrbüro, weil sie "nicht wissen, wie sie mit der Situation umgehen sollen". Um den Menschen eine Möglichkeit zu bieten, ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen, hat das Dekanat am Tatort ein Holzkreuz mit dem Namen des Toten aufgestellt. "Mittlerweile kommen viele Menschen und legen Blumen und Kerzen dort nieder. In der Hauptpfarrkirche ist ein Kondolenzbuch ausgelegt. Vielleicht nutzen die Menschen auch das, um ihrer Ratlosigkeit und Traurigkeit Ausdruck zu verleihen", erklärt Picken. Am Samstagmittag sollen die Totenglocken der dreizehn Bad Godesberger Kirchen noch einmal eine halbe Stunde lang läuten.
Den Betroffenen selbst könne die Kirche in dieser Situation nicht viel mehr als Beistand anbieten, so Picken. "Ehrlicherweise gibt es keine passenden Worte zu so einem schrecklichen Schicksalsschlag. Das macht jeden sprachlos." Im Gespräch mit der Familie des Toten habe der Geistliche gespürt, dass es wichtig sei, sich die Sprachlosigkeit einzugestehen und gemeinsam auszuhalten. Überhaupt seien Solidarität und Zusammenhalt Gebote der Stunde.
Picken: Die Kirche investiert viel in die Jugendlichen
Dass eine solche Tat im ehemaligen Oberklasse-Stadtteil Bad Godesberg geschehen konnte, ist für Picken keine Überraschung. Schon lange habe sich der Bezirk, der zu Hauptstadtzeiten zu den vorzugsweisen Wohnorten der Diplomaten und Politiker gehörte, deutlich verändert. Noch heute gebe es dort Reiche, aber eben auch zunehmend viele Arme. "Der Konflikt schwelt schon lange", erklärt Picken. Deshalb unternehme die Kirche viel, um gerade Jugendliche aus prekären Verhältnissen zu unterstützen, den Anschluss nicht zu verlieren. Doch wie etwa die Sportvereine auch, hätten es die Gemeinden zunehmend schwer, die jungen Menschen zu erreichen.
Mit politischen Fragen will sich derzeit jedoch niemand beschäftigen, sagt Picken. Nun sei die Zeit für Trauer und diese müsse man den Angehörigen auch zugestehen. Am Samstagabend um 22 Uhr will der Dechant im Gottesdienst zur Pfingstnacht gemeinsam mit den Angehörigen für den Toten Niklas P. beten.