"Lasset die Kinder zu mir kommen"
1. Ein Vater und seine müden Kinder
Jakob geht auf die Bedürfnisse seiner Kinder ein – aber auch auf die seines Viehs. Er war mit seinem ganzen Hab und Gut lange unterwegs, um sich mit seinem Zwillingsbruder Esau nach vielen Jahren Feindschaft zu versöhnen. Als dieser vorschlägt, noch weiter zu ziehen, sagt Jakob: "Mein Herr weiß, dass die Kinder noch Schonung brauchen; auch habe ich für säugende Schafe und Rinder zu sorgen." Er schlägt vor, dass Esau vorausgehe und will sich "dem gemächlichen Gang der Viehherden vor mir und dem Schritt der Kinder anpassen". (Gen 33)
2. Dramatische Rettung
Nachdem die eigentlich unfruchtbare Sara ihrem Mann Abraham einen Sohn geboren hatte, stört sie sich an seinem anderen Kind, das Abraham mit ihrer ägyptischen Magd hat. Der kleine Ismael und seine Mutter Hagar werden in die Wüste verbannt – mit dramatischen Folgen: "Als das Wasser im Schlauch zu Ende war, warf sie das Kind unter einen Strauch, ging weg und setzte sich in der Nähe hin, etwa einen Bogenschuss weit entfernt; denn sie sagte: Ich kann nicht mit ansehen, wie das Kind stirbt." In dem Moment greift Gott ein, verheißt Ismael, der Stammvater eines großen Volkes zu werden und lässt einen Brunnen erscheinen. "Sie ging hin, füllte den Schlauch mit Wasser und gab dem Knaben zu trinken." (Gen 21,9-21)
3. Mose im Bastkorb
Eine der bekanntesten Figuren des Alten Testaments ist uns von Kind an bekannt: Mose, der geboren wurde, als die Israeliten in Ägypten lebten. Der Pharao wollte die Vermehrung des fremden Volkes eindämmen und befahl, dass alle neugeborenen Jungen in den Nil geworfen werden sollten. Weil Mose "ein schönes Kind war", verbarg ihn seine Mutter zunächst drei Monate und setzte ihn dann in einem Korb am Nil ab, wo ihn die Tochter des Pharaos fand. Sie ließ Mose erst bei seiner leiblichen Mutter stillen und nahm ihn als Sohn an, als er ein Knabe wurde. (vgl. Exodus 1 und 2)
4. Die Weisheit der Psalmen
Kinder sind ein Geschenk Gottes, das wird vor allem im Psalter betont. Wer Bibelzitate für Glückwunschkarten zur Geburt braucht, kann da fündig werden. In Psalm 127 heißt es: "Kinder sind eine Gabe des Herrn, die Frucht des Leibes ist sein Geschenk." Und im Psalm 128: "Wie ein fruchtbarer Weinstock ist deine Frau drinnen in deinem Haus. Wie junge Ölbäume sind deine Kinder rings um deinen Tisch."
5. Ein Kinderspiel
Dass zu Kindern das Spiel gehört, klingt an einigen Bibelstellen an: Im Buch der Sprichwörter beflügelt die göttliche Weisheit in der Gestalt eines spielenden Mädchens den Schöpfer bei der Erschaffung der Welt: "Als er die Fundamente der Erde abmaß, da war ich als geliebtes Kind bei ihm. Ich war seine Freude Tag für Tag und spielte vor ihm allezeit." (Spr 8,30f)
Im Buch Sacharja spricht der Herr der Heere über die Zeit, wenn Gott das Volk Israel aus der Verbannung heimführt – und denkt dabei auch an die Kinder: "Die Straßen der Stadt werden voll Knaben und Mädchen sein, die auf den Straßen Jerusalems spielen." (Sach 8,5)
6. Krieg und Klage
An nicht wenigen Stellen im Alten Testament werden Kriege geführt – und darunter leiden damals wie heute auch die Kinder: Es wird beschrieben, dass Kinder zerschmettert werden und schwangeren Frauen der Leib aufgeschlitzt (2Kön 8,12). In den Klageliedern heißt es: "Des Säuglings Zunge klebt an seinem Gaumen vor Durst. Kinder betteln um Brot; keiner bricht es ihnen." (Kla 4,4)
7. Jesu Geburt und Kindermord von Betlehem
Im Lukasevangelium wird die Geburt Jesu beschrieben, des Erstgeborenen von Maria: "Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war." (Lk 2) Bei Matthäus erfährt König Herodes von der Geburt des "Königs der Juden" und ordnet den sogenannten Kindermord von Betlehem an: "Als Herodes merkte, dass ihn die Sterndeuter getäuscht hatten, wurde er sehr zornig und er ließ in Betlehem und der ganzen Umgebung alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren töten, genau der Zeit entsprechend, die er von den Sterndeutern erfahren hatte." (Mt 2,16)
8. Wie die Kinder...
Im Neuen Testament scheint Jesus an einer Stelle zu seufzen, dass man es den Menschen nicht recht machen könne: "Mit wem soll ich diese Generation vergleichen? Sie gleicht Kindern, die auf dem Marktplatz sitzen und anderen Kindern zurufen: Wir haben für euch auf der Flöte (Hochzeitslieder) gespielt, und ihr habt nicht getanzt; wir haben Klagelieder gesungen und ihr habt euch nicht an die Brust geschlagen. Johannes ist gekommen, er isst nicht und trinkt nicht und sie sagen: Er ist von einem Dämon besessen. Der Menschensohn ist gekommen, er isst und trinkt; darauf sagen sie: Dieser Fresser und Säufer, dieser Freund der Zöllner und Sünder! Und doch hat die Weisheit durch die Taten, die sie bewirkt hat, recht bekommen." (Mt, 11,16-19)
„Amen, das sage ich euch: Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen.“
9. Die Segnung der Kinder
Eine der schönsten Episoden aus den Evangelien ist die über Jesus und die Kinder: "Da brachte man Kinder zu ihm, damit er ihnen die Hände auflegte. Die Jünger aber wiesen die Leute schroff ab. Als Jesus das sah, wurde er unwillig und sagte zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes. Amen, das sage ich euch: Wer das Reich Gottes nicht so annimmt, wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. Und er nahm die Kinder in seine Arme; dann legte er ihnen die Hände auf und segnete sie." (Markus 10,13-15, auch bei Matthäus 19,13-15 und bei Lukas 18,15-17)
10. Werdet erwachsen!
Der Apostel Paulus ermahnt die Christengemeinde in Korinth, den Verstand zu benutzen: "Seid doch nicht Kinder an Einsicht, Brüder! Seid Unmündige an Bosheit, an Einsicht aber seid reife Menschen!" (1Kor 14,20)
11. Ein Plädoyer für Taschengeld?
Ein Satz, den sich Kinder einprägen sollten, wenn sie Taschengeld verlangen, steht im 2. Korintherbrief: "Denn nicht die Kinder sollen für die Eltern sparen, sondern die Eltern für die Kinder." (2Kor 12,14)