Konstantinopel wirft Moskau Unehrlichkeit vor
Die Begründung des Moskauer Patriarchats für seine Absage sei "nicht ehrlich", schreibt der Pressesprecher Konstantinopels, Erzdiakon John Chryssavgis, in einem Beitrag für das New Yorker Ökumene-Portal "www.firstthings.com" (Freitag).
Moskau hatte darauf verwiesen, dass das am Sonntag beginnende Konzil nach der Absage von mindestens 3 der 14 Kirchen seinen "allorthodoxen" Charakter verloren habe. Chryssavgis hält dagegen, dass Moskau das Vorhaben bereits von Anfang an blockiert habe. "Die offiziellen Vertreter aller orthodoxen Kirchen haben die Idee der Konziliarität zwar prinzipiell unterstützt, aber einige haben versucht, den konziliaren Prozess in der Praxis zu blockieren", so der Patriarchatssprecher.
Chryssavgis: Abweichung von der Tradition der Kirche
Besonders die Vertreter Moskaus hätten auf einer sehr engen Auslegung der Konsensregel bestanden, die für alle konziliaren Entscheidungen gelten soll. Es habe eine "totale Einstimmigkeit aller Kirchendelegationen" gefordert und darüber hinaus, "dass auch jeder Bischof in jeder Delegation auf Linie ist". Eine derartige Auslegung des Konsensprinzips weicht nach Auffassung von Chryssavgis von der Tradition der Kirche ab. Die Entscheidungen früherer Konzile und Synoden seien vielmehr "aufgrund von Mehrheitsbeschlüssen oder per Akklamation getroffen" worden.
Weiter betonte der Theologe, es dürfe keine Konzilsverschiebung wegen einer Minderheit geben, und die Teilnahme von nur zwei Dritteln der orthodoxen Kirchen entwerte das Konzil auch nicht. "Es ist eine grundlegende Annahme des internationalen Rechts, dass jede Partei, die sich weigert, an den Tisch zu kommen, ihr Recht aufgibt, bei der Abstimmung berücksichtigt zu werden", so Chryssavgis. In Analogie dazu könnten die lokalen Kirchen, die nicht zum Konzil kommen, nicht das Ergebnis diktieren. "Das wäre gegen alles, wofür die orthodoxen Kirchen im Hinblick auf das Prinzip der Konziliarität und der Einheit stehen", erklärte Chryssavgis. (KNA)