Seine Heimat ist näher an Limburg als an Trier
Der Legende nach ist dieser Stab vom Apostel Petrus über verschlungene Wege in die Hände des späteren Trierer Bischofs Eucharius gelangt, verbunden mit dem Auftrag zu missionieren. Bei der Amtseinführung seines Nachfolgers Franz-Peter Tebartz-van Elst 2008 überreichte der vormalige Limburger Bischof Franz Kamphaus diesem den Stab symbolisch mit den Worten: "Empfange diesen Petrusstab. Die elf Limburger Bischöfe haben ihn vor Dir getragen." Bald wird nicht nur Bätzing seine Koffer packen und von der Mosel an die Lahn ziehen. Auch das Museum wird den Stab wohl noch vor dem Ende der Ausstellung im Oktober nach Limburg bringen müssen - für die Amtseinführung des 55-Jährigen als 13. Bischof im Nachbarbistum.
Limburg dürfte die schwerste kirchenpolitische Aufgabe sein, die in Deutschland derzeit zu vergeben ist. Das Bistum hat nach innerkirchlichem Richtungsstreit, einem Bauskandal um die Bischofsresidenz und dem Rücktritt des Bischofs turbulente Jahre hinter sich. Viele Wunden sind noch nicht verheilt, unbeglichene Rechnungen offen. Doch Bätzing könnte es schaffen. Der stämmige Seelsorger, der 1961 in Kirchen im Westerwald geboren wurde und in Niederfischbach an der Sieg aufwuchs, hat Erfahrung in Menschenführung und im Durchstehen von Konflikten.
1987 in Trier zum Priester geweiht, war er zunächst Kaplan und wurde 1990 stellvertretender Leiter, 1996 schließlich Chef des Trierer Priesterseminars. Seit knapp vier Jahren ist er Generalvikar in Deutschlands ältester Diözese, die wie das Nachbarbistum Limburg seit Jahrzehnten eine eher liberale kirchenpolitische Tradition hat. Als rechte Hand von Bischof Stephan Ackermann hat er bewiesen, dass er schwierige Themen wie den Umgang mit Missbrauchsfällen, mit Sparzwängen und mit Strukturreformen meistern kann. Sein freundlich-einnehmendes Auftreten hat sich der Westerwälder im Amt bewahrt; er geht auf die Leute zu und spricht ihre Sprache.
Abgehobener "Kirchensprech" liegt ihm nicht, und das, obwohl er ein Theologe von Format ist. Ackermann und Bätzing wagten in den vergangenen drei Jahren das Trierer Experiment einer Bistumssynode, der ersten in Deutschland seit einem Vierteljahrhundert. Die Versammlung beschloss einen radikalen Abschied von Strukturen der Volkskirche.
Synoden-Erfahrung nutzen
Eigentlich hätte Bätzing nun die Beschlüsse der Synode umsetzen sollen: Abbruch alter und Aufbau neuer Kirchenstrukturen - und er sollte neuen Schwung in das alte Bistum bringen. Stattdessen wird er nun die Synoden-Erfahrung im Bistum Limburg nutzen können, das schon seit 1968 die synodale Mitbestimmung als dauerhafte Institution kennt. "Wir müssen uns fragen: Wie können wir unter den schwierigen Rahmenbedingungen die Kraft des Evangeliums, die Schönheit unseres Glaubens und den Wert der kirchlichen Gemeinschaft noch einmal deutlich machen", sagte Bätzing nach der Synode.
Vom damaligen Trierer Bischof Reinhard Marx wurde Bätzing 2007 zum Geistlichen Leiter der Heilig-Rock-Wallfahrt 2012 ernannt. In seiner Vita gibt es viele Berührungspunkte mit Felix Genn, dem Bischof von Münster, der in der Bischofskongregation im Vatikan ein gewichtiges Wort bei Personalfragen mitzureden hat. Genn war Subregens am Trierer Priesterseminar, als Bätzing dort Theologie studierte. Beide orientieren sich theologisch an Hans Urs von Balthasar; beide leiteten große Wallfahrten zur Tunika Christi im Trierer Dom - Genn 1996, Bätzing 2012. Genn wurde danach Trierer Weihbischof, Bätzing Generalvikar.
An die letzte Wallfahrt erinnert sich Bätzing gern. Er betont "die Symbolkraft dieses ungeteilten Gewandes", die auch eine stark ökumenische Ausrichtung des Massen-Ereignisses ermöglichte. Dies wird der Kirchenpräsident der evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, gern hören, der sich bereits öffentlich einen ökumenisch ausgerichteten Bischof für Limburg gewünscht hatte.
Das damalige Wallfahrtsmotto "und führe zusammen, was getrennt ist" wird für Georg Bätzing nun auch innerkirchlich in Limburg gelten. Fremd ist ihm die künftige Wirkungsstätte jedenfalls nicht: Sein Heimatdorf liegt viel näher an Limburg als an Trier, die Mentalität der ländlichen Bevölkerung im Norden seines neuen Bistums ist ihm eng vertraut. Und Schutzpatron des Limburger Doms ist der heilige Georg, von dem er seinen Vornamen hat.