Der Papst sollte sich in den Vatikanischen Museen verbergen

Vatikan wollte Pius XII. vor Nazis verstecken

Veröffentlicht am 06.07.2016 um 11:18 Uhr – Lesedauer: 
Papst Pius XII. mit einem Vogel auf dem Finger.
Bild: © KNA
Geschichte

Vatikanstadt ‐ Es gab einen Notfallplan, berichtet die Zeitung "Osservatore Romano": Demnach sollte der Papst bis zu einem Eingreifen der Alliierten in den Vatikanischen Museen Unterschlupf finden.

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Die Alliierten hatten dem Vatikan demnach eine Befreiung von Pius XII. durch Fallschirmjäger in Aussicht gestellt, falls die Deutschen ihn in ihre Gewalt bringen sollten. Das geht aus einem bislang unveröffentlichten Memorandum von Antonio Nogara hervor, dem Sohn des damaligen Direktors der Vatikanischen Museen, Bartolomeo Nogara. Als Versteck war demnach der sogenannte Turm der Winde vorgesehen.

Linktipp: Gespanntes Warten

Wie ist das Verhalten von Papst Pius XII. während der Holocaust-Jahre zu beurteilen? Antworten erhofft man sich durch die für 2015 angekündigte Öffnung der Vatikan-Archive. Doch nun gibt es Verzögerungen.

Laut dem Memorandum beauftragte der damalige vatikanische Innenminister Giovanni Battista Montini, der spätere Papst Paul VI., Nogara zwischen Ende Januar und Anfang Februar 1944 in einer Nacht- und Nebelaktion damit, ein Versteck für Pius XII. zu finden. Sein Vater habe damals berichtet, Montini sei zuvor vom britischen Botschafter beim Heiligen Stuhl Sir Francis d'Arcy Osborne und dem Geschäftsträger der US-amerikanischen Botschaft, Harold Tittmann, vor einer Entführung des Papstes gewarnt worden. Nach geheimdienstlichen Erkenntnissen gebe es einen "fortgeschrittenen Plan" des deutschen Kommandos "zur Festnahme und Deportation des Heiligen Vaters", dessen Ausführung unmittelbar bevorstehe.

Pläne waren bekannt

Dass Hitler eine Entführung von Pius XII. plante oder zumindest mit dem Gedanken spielte, ist bereits seit längerem bekannt. Wie konkret diese Pläne tatsächlich waren, ist jedoch nicht klar. Der damalige SS-General in Rom, Karl Friedrich Otto Wolff, berichtete in einem 2005 veröffentlichten Bericht an den Vatikan, Hitler persönlich habe ihm den Befehl zur Entführung des Papstes gegeben. Wolff verweigerte jedoch nach eigener Darstellung die Ausführung und informierte Pius XII. Laut Wolffs Angaben, die aus dem Jahr 1972 stammen, hätte der Papst zunächst in einem Schloss in Baden-Württemberg festgesetzt werden sollen. Das Dokument wurde von der Italienischen Bischofskonferenz veröffentlicht. Der damalige Direktor der Vatikanischen Museen erfuhr laut dem Bericht seines Sohnes kurz darauf aus dem Vatikan, dass die Deutschen den Plan zur Entführung Pius XII. aufgegeben hätten. Grund dafür seien diplomatische Interventionen der deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl gewesen. (KNA)